IG Metall ruft zu Warnstreiks auf
Der Tarifkonflikt in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie spitzt sich zu. Mit dem Ende der Friedenspflicht wird die IG Metall ab Freitag, 1. Oktober 2004, zu Warnstreiks aufrufen.
Detlef Wetzel, IG Metall-Bezirksleiter in NRW: „Die Arbeitgeber verweigern bis heute ernsthafte Verhandlungen. Bereits vorab wollen sie den Betrieben die Übernahme der Tarifergebnisse freistellen. Wer so handelt, provoziert Warnstreiks. Wir streiten für Tarifverträge, die in allen Betrieben verbindlich gelten.“
Die IG Metall fordert in den bundesweiten Verhandlungen die Erhöhung der Einkommen um 3,5 Prozent. Verhandlungen zu einem Textil-Entgelt-Rahmenabkommen (tera) sollen aufgenommen werden. Der seit 1997 bestehende Weiterbildungstarifvertrag soll ausgebaut, die Verträge über Altersteilzeit und zur Übernahme Ausgebildeter sollen verlängert werden.
Die Arbeitgeber haben in den bisher drei Verhandlungsrunden zu diesen Forderungen kategorisch nein gesagt. Vorab verlangen sie eine generelle Öffnungsklausel für betriebliche Abweichungen bei allen Tarifverträgen. Sie wollen im Betrieb entscheiden, welche Teile der Tarifverträge gelten sollen.
Detlef Wetzel: „Für die Arbeitgeber sind ‚ihre’ Mitarbeiter nur Kostenfaktoren, die man an die veränderte Auftrags- und Wirtschaftslage anpassen muss. So kann man mit den hoch motivierten und leistungsfähigen Menschen in den Betrieben nicht umgehen. Der Unmut wächst gewaltig.“
Erste Warnstreiks werden am Freitag, 1. Oktober 2004, in nordrhein-westfälischen Textil- und Bekleidungsbetrieben in Düren, Herford, Minden, Recklinghausen und Remscheid stattfinden. Einen Schwerpunkt bilden an diesem Tag die Warnstreiks im Raum Herford und die Kundgebung bei der Fa. Brinkmann, Waltgeristraße, in Herford um 11 Uhr. Weitere Warnstreiks sind in der Folgewoche ab Montag, 4. Oktober 2004, zunächst bis Freitag, 8.Oktober 2004 geplant.
In Nordrhein-Westfalen sind ca. 45.000 Menschen in den Betrieben der Branche beschäftigt. Bundesweit sind es 150.000 Beschäftigte, für die verhandelt wird. Nach der am 20. September 2004 unterbrochenen dritten Verhandlungsrunde wurde noch kein weiterer Verhandlungstermin vereinbart.