Stahlarbeiter-Protest gegen Rohstoffspekulanten
Preistreiberei und Spekulation am Rohstoffmarkt bringen die Stahlarbeiter in Rage: Fast 10.000 Beschäftigte aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland protestierten allein in Duisburg. Es war die größte Kundgebung am heutigen Europäischen Aktionstag.
Der Massenprotest werde "seine Wirkung nicht verfehlen", sagte IG Metall-Vorstand Bertin Eichler, einer der Hauptredner auf der Kundgebung im Duisburger Landschaftspark Nord. Die IG Metall und die Betriebsräte der Stahlindustrie wollen "den Skandal der Rohstoffspekulation auf die politische Tagesordnung setzen", erklärte Eichler. Hintergrund des Protests: Die marktbeherrschenden Erzlieferanten - der brasilianische Konzern Vale und die anglo-australischen Unternehmen BHP und Rio Tinto - haben Preissteigerungen um 100 Prozent angekündigt. Zudem soll Erz künftig an der Börse gehandelt werden.
Die Stahlindustrie erhole sich gerade von der Weltwirtschaftskrise, sagte Eichler, "die Krisenbrände sind gelöscht - da zünden die Rohstoffspekulanten sie wieder an". Das dürfte die Politik nicht akzeptieren. Das gefährde den Industrie-Standort Deutschland; die Arbeitsplätze in der Stahlindustrie seien akut bedroht. Eichler: "Die Politik muss endlich aufwachen, entschlossen und schnell handeln." Bundeskanzlerin Angela Merkel solle alle Beteiligten - Unternehmen und Gewerkschaften - "zu einem Rohstoff- und Energiegipfel einladen".
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp Steel, Willi Segerath, bezeichnete die Börsenspekulation mit Rohstoffen als "kriminelle Handlung". Er forderte Bundesregierung und EU-Kommission auf: "Legt den Finanzmarkt an die Kette! Wir lassen nicht zu, das unsere Arbeitsplätze verzockt werden." Der Protest der Stahlarbeiter könnte fortgesetzt werden. Segerath: "Wenn es heute nicht gereicht hat - keine Frage: Wir kommen wieder!"