Pressemitteilung
25/02/2011

40.000 Beschäftigte in 415 Betrieben fordern gleiches Geld

Über 40.000 Beschäftigte haben sich heute in 415 Betrieben in Nordrhein-Westfalen an Aktionen zur Durchsetzung einer fairen Bezahlung von Leiharbeitern beteiligt. Damit zielen sie auf die heutigen Beratungen im Bundestag über ein verändertes Gesetz zur Arbeitnehmerüberlassung.

Oliver Burkhard, IG Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen: "Die schwarz-gelbe Regierung lässt die Leiharbeiter im Regen stehen. Kein einziges Problem löst Frau von der Leyen mit ihrer Gesetzesvorlage zur Leiharbeit. Im Gegenteil: Künftig sollen Arbeitgeber weiter ungehemmt aus regulär Beschäftigten billige Leiharbeiter machen können. So werden Menschen zu Beschäftigten zweiter Klasse, mit 30 oder gar 50 Prozent weniger Lohn. Unsere gesamte Gesellschaft bezahlt die Profite der Leiharbeitsfirmen und Entleihbetriebe mit.  500 Millionen Euro staatliche Aufstockung für Leiharbeiter, um überhaupt auf Hartz IV-Niveau zu kommen. Allein das zeigt, wie dramatisch das Problem bereits ist."
 
Mit rund 200.000 Leiharbeitern allein in Nordrhein-Westfalen ist bereits der Spitzenwert aus 2008 weit überschritten. Eine aktuelle Befragung der IG Metall vom Januar 2011 zeigt mit Rückmeldungen von 1.500 Betriebsratsvorsitzenden ein klares Bild. Zwei Drittel der Betriebe nutzen Leiharbeit. In jedem dritten Betrieb werden mittlerweile Stammarbeitsplätze durch Leiharbeit und auch durch Werk- und Dienstleistungsverträge ersetzt. Tarifverträge und faire Bezahlungen nach Leistung und Qualifikation werden so umgangen. In 15 Prozent der Betriebe wird Leiharbeit sogar noch ausgeweitet, obwohl die stabile Konjunktur sichere Festeinstellungen ermöglichen würde. Jeder zweite Auszubildende wird nach der Ausbildung nicht übernommen. Viele bekommen nur Leiharbeit angeboten.
 
Mit Hardrock-Klängen begannen bereits um 6.00 Uhr in Duisburg die bundesweiten Kundgebungen der IG Metall. 500 Stahlarbeiter forderten "Arbeit - sicher und fair". Was sie per Tarifvertrag seit Jahresbeginn 2011 in der Stahlbranche bereits erreicht haben, wollen sie per Gesetz für sich und alle anderen Beschäftigten abgesichert bekommen, keine Ausnahmen mehr vom Grundsatz "Gleiche Arbeit - Gleiches Geld". 
 
Oliver Burkhard: "Wir waren die ersten, die einen einheitlichen Tarifvertrag hatten, und wir sind die ersten, die mit dieser Aktion ein Zeichen an die Politik senden".
 
Weitere Aktionsschwerpunkte gab es heute unter anderem in folgenden Orten:
 
Essen
200 Beschäftigte, überwiegend von Kennametal Widia und Kolektor kamen in Essen vor dem Werkstor zusammen, darunter viele junge Arbeitnehmer, die sich besonders von Leiharbeit bedroht sehen. Luftballons mit der Aufschrift "Merkel werd´ vernünftig" wurden in einer symbolischen Aktion auf die Reise nach Berlin geschickt. Hier sprach Detlef Wetzel, zweiter Vorsitzender der IG Metall.
 
Köln
Insgesamt 7.500 Beschäftigte in 20 Kölner Betrieben beteiligten sich an Aktionen. 250 Beschäftigte kamen im John-Andrews-Entwicklungszentrum von Ford in Köln-Merkenich zusammen. Viele der als Leiharbeiter im Entwicklungszentrum tätigen Ingenieure waren gemeinsam mit den fest Angestellten zur Kundgebung gekommen. Auch in anderen Betriebsteilen von Ford, bei Deutz, Siemens BTS und weiteren Unternehmen fanden Aktionen statt. 
 
Düsseldorf
350 Beschäftigte haben sich für eine knappe Stunde an der Kundgebung vor dem Düsseldorfer Daimler-Sprinter Werk beteiligt. Im Unternehmen sind derzeit keine Leiharbeiter eingesetzt. Mit den Aktionen machen sich die Beschäftigten dafür stark, dass auch künftig Leiharbeit nicht die Lösung ist und allen Leiharbeitern gleiche Bezahlung gesetzlich gesichert wird.
Am Abend gab es im Düsseldorfer DGB-Haus eine Lesung und Diskussion mit Günter Wallraff.
Schon am Vorabend gab es eine "Leiharbeiter-Versteigerung" am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Wer sich am billigsten verkaufte, bekam die Arbeit - anstelle der dauerhaften Übernahme im erlernten Beruf. 

 
Gelsenkirchen
300 Beschäftigte aus 15 Betrieben kamen zur Kundgebung und dem Aktionsfrühstück vor das Werkstor von TRW. Hier sprach Regina Görner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Sie konnte besonders hervorheben, dass im Unternehmen TRW für Leiharbeiter bereits Regelungen gelten, die sie gegenüber den normalen Bedingungen eines Verleihunternehmens deutlich besser stellen. Gerade weil es in 41 Prozent der Betriebe in Nordrhein-Westfalen bereits gelungen ist, entsprechende  "Besser-Vereinbarungen" zu erreichen, wurde von den Kundgebungsteilnehmern erwartet, dass die Politik endlich durch Gesetzesänderungen keine Ausnahmen von Gleichbehandlung mehr zulässt.
 
Dortmund
850 Beschäftigte aus 11 Betrieben hatten sich heute Mittag in Dortmund-Dorstfeld zur Demonstration und Kundgebung vor der Fa. Continental versammelt. Hier sprach Jutta Reiter, DGB-Regionsvorsitzende Dortmund-Hellweg
 
Ennepetal
300 Beschäftigte aus 15 Betrieben bauten vor dem Werkstor der Dorma KG aus zahlreichen Kartons eine Wand der Solidarität mit vielen Texten und Bildern zur Forderung nach "Gleiche Arbeit - Gleiches Geld" und "Übernahme der Ausgebildeten statt Leiharbeit". Auf der Kundgebung sprach Helga Schwitzer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.
  
Weitere vor allem betriebliche Aktionsschwerpunkte gab es unter anderem in Aachen, Arnsberg, Bielefeld, Bocholt, Bochum, Bonn-Rhein-Sieg, Detmold, Düren, Gummersbach, Gütersloh, Gütersloh-Lette, Hagen, Hamm, Herford, Herne, Krefeld, Lippstadt, Minden, Mönchengladbach, Mülheim, Münster, Oberhausen, Olpe, Olsberg, Paderborn, Recklinghausen, Remscheid, Solingen, Rheine, Siegen, Stolberg, Unna, Velbert, Werdohl, Iserlohn, Lüdenscheid, Witten und Wuppertal.
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Wolfgang Nettelstroth, Pressesprecher
IG Metall-Bezirksleitung NRW
Roßstr. 94, 40476 Düsseldorf
Telefon: (0211) 45484-127
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