Leiharbeit Leiharbeit
04/02/2011

Alle 44 Leiharbeitnehmer fest eingestellt

Auf einen Schlag: Die Mannstaedt-Werke in Troisdorf haben alle ihre Leiharbeitnehmer zum 1. Januar fest eingestellt – ein Verdienst von Betriebsrat und IG Metall.

Elmir Djedovi? ist „total zufrieden“. Der 31-jährige Verfahrensmechaniker (Bildmitte) zählt zu den 44 Leiharbeitnehmern, die von Mannstaedt einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhalten haben. Die 44 waren alle schon einmal für Mannstaedt tätig. Bis zur Krise im Jahr 2009. Damals wurden 300 Mitarbeiter entlassen – sowohl Stammbeschäftigte als auch befristet Beschäftigte und Leihkräfte.

Erst arbeitslos, dann auf Hartz IV


Manche wechselten in einen Transfergesellschaft, auf die der Betriebsrat gedrungen hatte, das heißt gingen auf Kurzarbeit Null und ließen sich qualifizieren; manche fanden einen neuen Job, manche wurden arbeitslos. Wie Elmir Djedovi?. Der junge Familienvater hatte sich kurz vor der Entlassung ein Haus gekauft. Nach dem Job-Verlust war er ein Jahr lang arbeitslos, dann auf Hartz IV, dann – für einen Hungerlohn – Lkw-Fahrer; jetzt, bei Mannstaedt, verdient er 30 Prozent mehr.

Im Interessenausgleich und Sozialplan von 2009 vereinbarten Betriebsrat und Geschäftsleitung: Falls Mannstaedt wieder Leute einstellt, werden die neuen Stellen erst einmal den Ex-Mitarbeitern angeboten.

Mit dem Stellenabbau von 2009 war die Krise aber nicht überwunden, ein Sanierungstarifvertrag musste her: Die Belegschaft verzichtete vorübergehend auf das Urlaubs- und Weihnachtsgeld, die Firma bis Ende 2010 auf weitere Kündigungen und – auf Leiharbeit. Doch schon im Frühjahr 2010 deutete sich der Aufschwung an – und die Geschäftsführung wollte Leiharbeiter einstellen. Die IG Metall-Vertrauensleute diskutierten das Problem intensiv: auf den Sanierungstarifvertrag pochen und Leiharbeit strikt ablehnen oder sie doch akzeptieren?

Leihkräfte werden gleich bezahlt und gleich behandelt


Heraus kam ein „Ja, aber“: Wir akzeptieren Leiharbeit, aber nur unter drei Voraussetzungen; erstens können nur ehemalige Mannstaedt-Beschäftigte als Leiharbeitnehmer tätig werden, zweitens wird diese Art der Beschäftigung bis Ende 2010 befristet, und drittens müssen alle Leiharbeitnehmer gleich bezahlt und gleich behandelt werden, es gelten „equal pay“ und „equal treatment“, sprich Leiharbeitnehmer und Stammbeschäftigte bei Mannstaedt unterscheiden sich in nichts voneinander, sie arbeiten für dasselbe Geld und zu denselben Arbeitsbedingungen, so werden beispielsweise auch die Leihkräfte am Erfolg des Unternehmens beteiligt.

Grundlage für die völlige Gleichstellung ist ein Tarifvertrag, den die IG Metall Bonn-Rhein-Sieg mit der Zeitarbeitsfirma Start abgeschlossen hat. Der Betriebsrat seinerseits vereinbarte mit dem Arbeitgeber, dass nur Leiharbeitnehmer eingestellt werden, die unter diesen Tarifvertrag fallen.

Der Betriebsrat hat eine klare Position zum Thema Leiharbeit: Er lehnt sie grundsätzlich ab. Vorsitzender Horst Dederichs (links im Bild) sagt: „Sie ist nicht notwendig. Wir haben Arbeitszeitkonten; die erlauben es uns, so flexibel zu sein wie wir sein müssen.“ Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und Sprecher der Vertrauensleute, Michail Tsapanidis (rechts im Bild), sagt: „Für dieselbe Arbeit unterschiedlich bezahlt zu werden, ist zutiefst ungerecht. Wenn du das Elend der Leiharbeit verinnerlichst und Tränen in den Augen der Kollegen siehst, dann entwickelst du Bissigkeit – und sagst ‚Jetzt ist Schluss mit lustig!’“

Tags Leiharbeit Leiharbeit