Kfz-Handwerk
22/10/2011

Ein Gummibärchen - mehr ist nicht drin

Es gebe "eine starke Sehnsucht" nach dem alten Flächentarifvertrag mit der Kfz-Innung NRW. Das sagte IG Metall-Sekretär Olaf Kamhöfer aus Dortmund am Ende der Kfz-Strategiekonferenz, zu der die IG Metall NRW haupt- und ehrenamtliche Funktionäre der Branche für den 21./22. Oktober nach Sprockhövel eingeladen hatte.

73 Teilnehmer diskutierten, wie das gemeinsame Ziel - gleiche Arbeits- und Einkommensbedingungen - erreicht werden kann.

Kfz-Tarife in NRW: ein Dschungel

Die Tariflandschaft im nordrhein-westfälischen Kfz-Handwerk ist selbst für Insider kaum mehr durchschaubar. Lohn und Gehalt, Arbeitszeit und Urlaub sind auf siebenerlei Art und Weise geregelt - der reinste Dschungel: Es gibt erstens Firmen, die Mitglied der Tarifgemeinschaft der Kfz-Arbeitgeber sind; für sie gilt der Flächentarif, den die IG Metall mit der Tarifgemeinschaft abgeschlossen hat. Es gibt zweitens Firmen, die diesen Flächentarif anerkennen; sie haben sogenannte Anerkennungstarifverträge geschlossen. Wiederum andere Firmen haben - drittens - Haustarifverträge mit der IG Metall geschlossen, die nur für ihre Belegschaft gelten. Diese Verträge gibt es in der Standardversion oder - wenn der Betrieb in der Krise steckt - mit Abweichungen davon, das ist die vierte Variante. Fünftens gibt es Firmen, für die noch der Flächentarif gilt, den die IG Metall 2007 mit der Kfz-Innung abgeschlossen hat; er gilt "in Nachwirkung". Im Jahr darauf hat sich die Innung geweigert, neue Verträge mit der IG Metall zu schließen. Sie tat es dann später mit der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM); in manchen Betrieben ist - sechstens - dieser Vertrag in Kraft. Siebtens gibt es Firmen, für die kein Tarifvertrag gilt.

Diese Situation ist zwar speziell, aber nicht einmalig. In anderen Bundesländern sieht's ähnlich aus. Nur im IG Metall-Bezirk Frankfurt (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen) gibt es noch die traditionelle Tarifbindung mit den Landesinnungen. Sie garantiert weitestgehend einheitliche Wettbewerbsbedingungen, die für die meisten der 450.000 Beschäftigten in den bundesweit 38.300 Betrieben längst nicht mehr gelten.

Gut organisiert? Meist nur in großen Betrieben

Tarifverträge gelten nur "in den Unternehmen, in denen wir akzeptabel organisiert sind", sagte IG Metall-Bezirkssekretär Manfred Menningen. Tatsächlich gibt es Betriebe, deren Beschäftigte zu 70 oder gar 80 Prozent Mitglied der IG Metall sind. Aber das sind "eher größere Einheiten" (Menningen). Im Schnitt beschäftigt ein Autohaus nur knapp zwölf Mitarbeiter.

"An betriebsnaher Tarifpolitik führt kein Weg vorbei", sagte Tarifexperte Menningen. Und die Zeit dafür ist günstig. Die Entwicklung von Umsatz und Beschäftigung hat sich 2011 erstmals seit Jahren ins Plus gedreht. Die Zahl der Pkw-Zulassungen liegt in diesem Jahr über der des vergangenen Jahres. Und die Rendite im Kfz-Handel, die jahrelang bei einem Prozent gedümpelt hat, verdoppelt sich und steigt in diesem Jahr voraussichtlich auf zwei Prozent.

Ziele für 2012

Auf der Kfz-Konferenz in Sprockhövel listeten die Teilnehmer eine Reihe von Zielen für 2012 auf. Sie reichte von "Stärkung des Wir-Gefühls" über "Organisationsgrad steigern" und "Durchsetzungsfähigkeit erreichen" bis "Anerkennung der IG Metall-Tarifverträge" und "Rückkehr zum Flächentarifvertrag".

Der Weg zu diesen Zielen dürfte beschwerlich sein. Einen Königsweg gibt es nicht, aber auch "kleine Schritte führen zum Erfolg", stand auf einer der vielen Karten an den Pinnwänden. Solche Schritte könnten sein: Betriebsversammlungen, auf denen über Lohn und Gehalt diskutiert wird; Tariftreffs, auf denen sich Betriebsräte austauschen, oder Beschäftigtenbefragungen, die den wirklichen Verhältnissen im Betrieb auf den Grund gehen.

"... den Rest müssen wir uns holen"

Von einem sehr originellen Vorschlag berichtete in Sprockhövel Bernd Epping, IG Metall-Bezirkssekretär und Verhandlungsführer für die Kfz-Branche: In der Vorweihnachtszeit könnten Tütchen mit einem Gummibärchen verteilte werden, auf denen steht: "Mehr ist nicht drin, den Rest müssen wir uns holen!" 

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