Gefeuerte Metaller bieten ihre Arbeitskraft an - vergeblich
Elf Beschäftigte der Batteriefirma Hawker in Hagen, die zum 28. Februar 2011 gekündigt worden sind, haben heute, 1. März, dem Unternehmen ihre Arbeitskraft angeboten. Die Metaller hatten sich geweigert, neue Arbeitsverträge zu unterschreiben und fünf Stunden in der Woche umsonst zu arbeiten. Heute durften sie nicht einmal das Firmengelände betreten.
Gefeuert hatte die Geschäftsleitung im vergangenen Jahr insgesamt 20 Beschäftigte; alle sind Mitglied der IG Metall. Drei von ihnen haben inzwischen Aufhebungsverträge unterschrieben und das Unternehmen verlassen. Alle anderen - also 17 - haben Kündigungsschutzklage eingereicht; drei sind in erster Instanz bereits entschieden: Das Arbeitsgericht Hagen hat den Klägern Recht gegeben, ihre Kündigung war unrechtmäßig. Hawker akzeptiert das jedoch nicht und geht in die zweite Instanz, zieht vor das Landesarbeitsgericht.
Menschen "wie Dreck" behandelt
Als die elf IG Metall-Mitglieder heute ihre Arbeitskraft anboten, wurden sie bereits an der Pforte abgewiesen; sie durften das Drehkreuz nicht passieren, der Werkschutz wies sie zurück. Den Mitarbeitern wurde mitgeteilt, sie dürften ihr Anliegen telefonisch im Personalbüro anmelden. Drei Betroffene kamen auch mit ihrem Anruf durch, dann war das Telefon besetzt. Wahrscheinlich habe man den Hörer danebengelegt, vermutete die Hagener IG Metall-Sekretärin Giesela Mielke. Die Kollegen seien "wie der letzte Dreck" behandelt worden, empörte sie sich. Der Betriebsrat notierte die Namen der elf Kollegen und hinterlegte die Liste in der Personalabteilung.
Hawker hatte die Kündigungen mit fehlender Arbeit begründet. Tatsächlich steht "Mehrarbeit ohne Ende" an (IG Metall-Sekretärin Mielke). Bis Ende Februar habe die Firma im Geschäftsjahr 2010/2011, das am 31. März endet, 130.000 Batteriezellen mehr produziert als geplant (720.000). Der Betriebsrat hat der Mehrarbeit nicht zugestimmt; trotzdem leisten Mitarbeiter Überstunden. Der Betriebsrat geht dagegen jetzt gerichtlich vor, teilte Betriebsratsvorsitzender Uli Häßner auf Anfrage mit.
Firma spielt mit der Angst um den Arbeitsplatz
Die Belegschaft ist gespalten; die einen befürworten die - einseitig vom Arbeitgeber angeordnete - 40-Stundenwoche ohne Lohnausgleich, die anderen lehnen sie ab. "Ich habe selten erlebt, dass Beschäftigte so massiv unter Druck gesetzt worden sind, um einen schlechteren Arbeitsvertrag zu akzeptieren", sagte Gisela Mielke. Viele seien eingeschüchtert worden und hätten Angst, sich zu wehren.
Wer nicht spurt, fliegt
Obwohl Hawker Gewinn macht und Personal braucht, wirft die Geschäftsführung Mitarbeiter raus. Wieso? Der Varta-Nachfolgebetrieb in Hagen ist ein Tochterunternehmen von Enersys, einem der weltweit größten Hersteller von Industriebatterien mit Sitz in Reading im US-Bundesstaat Pennsylvania. Die Konzernspitze hat allen Töchtern eine Rendite-Vorgabe von über zehn Prozent gemacht und ordnet diesem Ziel alles unter. Trotzdem ist es noch nicht erreicht worden. Im vergangenen Geschäftsjahr wurden 7,5 Prozent geschafft (bei 100 Millionen Euro Umsatz fielen 7,5 Millionen Euro Gewinn an). Das ist enorm viel. "Zu Varta-Zeiten haben wir bei vier Prozent 'Hosianna' gerufen", so der Betriebsratsvorsitzende Häßner.