IG Metall will mit Metall-Arbeitgebern reden
Schon kurzfristig wird die Verhandlungskommission der IG Metall für die 700.000 Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen mit den Arbeitgebern das Gespräch suchen. Dafür hat heute die Tarifkommission in Sprockhövel grünes Licht gegeben.
Ziel ist es, die Einigungsmöglichkeiten in einem ganzen Paket qualitativer Tarifziele auszuloten. Das soll bereits deutlich vor der im nächsten Frühjahr anstehenden Tarifrunde zum höheren Entgelt geschehen.
Themenpunkte dieser Tarifgespräche sollen sein:
- Die unbefristete Übernahme von Ausgebildeten im Anschluss an die Berufsausbildung.
- Die Schaffung eines wirksamen Zustimmungsverweigerungsrechts für Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeit im Betrieb mit tariflicher Schlichtungsstelle als Konfliktregulierung.
- Ein Rahmen zum Abschluss freiwilliger Betriebsvereinbarungen zur Regelung von Leiharbeit, insbesondere zu Anlass, Volumen, Dauer, Einsatzbereiche, Übernahme sowie Auswahlkriterien.
- Die Ausweitung der Informations- und Mitwirkungsrechte des Betriebsrats beim Einsatz von Werkvertragsbeschäftigten im Betrieb.
Oliver Burkhard, IG Metall-Bezirksleiter in NRW: "Übernahme, Leiharbeit und Werkverträge - das sind die Themen, die vielen unserer Mitglieder unter den Nägeln brennen. Gerade der jungen Generation müssen wir dauerhaft gute Arbeit bieten. Unbefristet nach der Ausbildung übernehmen, nur das schafft Sicherheit und Perspektive für junge Menschen. Wir können es uns nicht erlauben, dass eine ganze Generation sich vor allem in Leiharbeit und Werkverträgen wiederfindet und ihre Arbeit dann auch noch weit unter Wert bezahlt bekommt. Damit kann niemand seine eigene Familie planen. Und das taugt auch nicht als Zukunftsmodell für die Industrie in Nordrhein-Westfalen."
Die IG Metall geht davon aus, dass nach der Krise bereits wieder fast 200.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen als Leiharbeiter eingesetzt werden, davon über die Hälfte in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie. Sie kritisiert die jüngsten Äußerungen von Martin Kannegiesser, Präsident der Metall-Arbeitgeber, der im Zusammenhang mit Leiharbeit eine ‚‚Boulevardisierung’’ der Tarifpolitik seitens der IG Metall beklagt.
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Oliver Burkhard: „Wer Leiharbeit wie Herr Kannegiesser verharmlost, erinnert mich eher an den Hauptdarsteller eines Boulevard-Theaters. Umfang und Ausprägung heutiger Leiharbeit greifen tief in das Erfolgsmodell des Sozial- und Industriestandortes Deutschland ein. Es werden eben nicht nur kurzfristige Personallücken abgefedert. Statt dessen werden Personalkonzepte der untersten Auslastung gefahren, soll eine zweite niedrige Entgeltlinie etabliert werden. Diese Zweiklassengesellschaft wollen wir nicht. Wer das Dauerarbeitsverhältnis so in Frage stellt, wird auf Dauer keinen Erfolg haben. Und er darf sich dann auch über einen Fachkräftemangel nicht beklagen. Das volle Programm erlernen, aber nur befristet oder gar fürs halbe Geld als Leiharbeiter arbeiten – das nimmt der jungen Generation und den Betrieben ihre Zukunft."
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Wolfgang Nettelstroth
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