Landesarbeitsminister verspricht Unterstützung
Erneut haben die Beschäftigten von Vodafone in Essen gegen die geplante Schließung ihres Standorts protestiert. In der ersten Reihe des Demo-Zuges vom Firmensitz zum Hauptbahnhof ging Landesarbeitsminister Guntram Schneider (SPD). Er warnte die Unternehmensleitung, den guten Namen von Vodafone nicht - wie einst Nokia - kaputtzumachen.
Bei der ersten Demonstration vor drei Wochen hatten die Betroffenen noch sichtlich unter Schock gestanden, jetzt wirkten die 500 Demonstranten und die Betriebsratsvorsitzende Lola Hort kämpferischer. Viele trugen schwarze T-Shirts, auf denen hinten in roter Schrift zu lesen war: "Der Ruhrpott hat keine Angst". Und vorne: "Was immer wir starten, kann Vodafone bewegen". An der Spitze des Protestzuges marschierten zwei Beschäftigte mit einem großen Transparent: "The Vodafone Way: Stempeln gehen!"
Vodafone - ein zweiten "Fall Schlecker"?
Betriebsrätin Lola Hort sprach von einem "skandalösen", "völlig inakzeptablen" und "menschenverachtenden Vorgehen" der Firmeleitung, "die uns bewusst in die Arbeitslosigkeit schickt". Bei der Fusion von Arcor und Vodafone seien der Belegschaft blühende Landschaften versprochen worden, sagte Hort, "und jetzt: Wir sind am Ende!" Es herrsche Angst vor der ungewissen Zukunft, die Lebensplanung der Kollegen und Kolleginnen sei auf den Kopf gestellt.
Der Betriebsrat rechnet mit Massenentlassungen zum 1. Mai 2012 (bis 30. April gilt noch eine Beschäftigungsgarantie). Dann sollen die Beschäftigten laut Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf sieben Unternehmen verteilt werden, "für die Tarifverträge und Arbeitnehmerrechte ein Fremdwort sind" (Lola Hort). Diese Taktik erinnere an den Fall Schlecker. Die Drogeriemarktkette hatte Beschäftigte entlassen und als Leiharbeiter wieder eingestellt - zu geringeren Löhnen.
Die Geschäftsleitung von Vodafone hat den Betriebsrat über ihre Pläne bislang weder informiert noch mit ihm Verhandlungen aufgenommen.
Minister fordert Unternehmensleitung zu Gesprächen auf
Arbeitsminister Guntram Schneider versprach den Demonstranten, alle Möglichkeiten zu nutzen, die Schließungspläne zu durchkreuzen: "Das darf nicht Wirklichkeit werden!" Schneider appellierte an die Vodafone-Chefs, "offen und vernünftig" mit der Belegschaft und ihrer Interessenvertretung zu reden. Mitarbeiter seien keine betriebswirtschaftlichen Kennziffern, sondern "der Schatz im Unternehmen".
Der Minister kritisierte das Vorhaben, die Beschäftigten in Firmen abzuschieben, die einen Stundenlohn von nur 5.77 Euro zahlen. Man könne mit Löhnen aus Estland nicht die Preise in Essen bezahlen. Der Widerstand gegen die Unternehmenspläne sei "gerechtfertigt und notwendig".