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16/09/2011

"Wir haben den Mumm, zu kämpfen"

Die Essener Belegschaft des Mobilfunk-Unternehmens Vodafone protestierte heute gegen die geplante Schließung des Standorts. Die IG Metall und die Eisenbahnergewerkschaft EVG hatten zu Demo und Kundgebung aufgerufen. Ihr Motto lautete: "12 Uhr mittags - Zeit zum Handeln".

Nach den Plänen des Unternehmens sollen 400 der 660 Beschäftigten ausgegliedert werden - in Partnerfirmen mit niedrigen Löhnen. 160 sollen entlassen werden, weitere 100 zu Vodafone nach Düsseldorf und Ratingen wechseln.

Ein Betroffener trug ein Schild, auf dem stand "Armut auf Raten"; gemeint sind die Folgen des Betriebsübergangs nach Paragraf 613 a BGB: Die Partnerfirmen von Vodafone sind bekannt dafür, dass sie übernommene Mitarbeiter nach der Schutzfrist von einem Jahr entlassen oder zu schlechten Bedingungen weiterbeschäftigen.

Sehr kritisch äußerte sich dazu Bürgermeister Rudolf Jelinek (SPD). Zum Auftakt der Kundgebung nach einer halbstündigen Demo quer durch die City sagte er: "Für Vodafone sind Mitarbeiter wohl nur Zahlen ohne Gesicht. Und sie werden als Belastung empfunden, nicht als Bereicherung."

Laut Johannes Kuipers von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) kann Vodafone "vor Kraft nicht laufen". Die Firma habe ihre Rendite zweistellig gesteigert. "Es kann nicht sein, dass sich dieses Unternehmen seiner sozialen Verantwortung entledigt", sagte Kuipers. Der Ruf von Vodafone sei nicht mehr so gut wie früher, Menschen spielten für das Unternehmen keine Rolle: "Man will euch eurer Zukunft und eurer Existenz berauben."

Kuipers forderte die Geschäftsführung von Vodafone auf, die geplanten Maßnahmen zurückzuziehen. Sollte es nicht dazu kommen, "möchte ich keine Kunde von Vodafone mehr sein", sagte der Gewerkschafter. Die DGB-Gewerkschaft EVG ist deshalb in dem Essener Betrieb vertreten, weil Vodafone 2008 die Firma Arcor geschluckt hat, die wiederum aus der Deutsche-Bahn-Tochter DBKom hervorgegangen ist.

Sabine Bube von der IG Metall-Bezirksleitung NRW erinnerte auf der Kundgebung daran, dass Arcor und Vodafone den Beschäftigten einst eine sichere Zukunft versprochen haben. "Vodafone blickt immer noch in eine gute Zukunft", sagte die Metallerin - "in eine, die ohne viele von euch stattfinden soll". Das sei ein Skandal, denn es gebe keine wirtschaftliche Notwendigkeit dafür. Das Motiv der Firmenleitung sei nackte Gier.

Die Betriebsratsvorsitzende Lola Hort sprach von einem "Wechselbad der Gefühle", von "Wut, Verzweiflung und Resignation". Dennoch leiste man Widerstand - trotz alledem. Auch wenn die Chance, zu gewinnen, klein sei: "Wir haben den Mumm, zu kämpfen."

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