Pressemitteilung
18/04/2012

Groß angekündigt - klein ausgefallen

Mit ihrem Angebot in der fünften Verhandlungsrunde im Kölner Rhein-Energie-Stadion bleiben die Metall-Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen hinter ihren selbst gesteckten Zielen für eine rasche Lösung der Metalltarifrunde zurück.

Oliver Burkhard, IG Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen: "Positiv nehme ich zur Kenntnis, dass die Arbeitgeber sich mit allen drei Forderungen beschäftigt haben. Das ist aber auch schon alles, was an Positivem zu sagen ist. Das unstrittig gute Jahr 2011 und die soliden Aussichten für 2012 spiegeln sich leider überhaupt nicht im Angebot zur Entgelterhöhung wider. Die Beschäftigten haben Anspruch auf einen wirklich fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg. Sie haben mehr verdient als 3,0 Prozent für 14 Monate. Dieses Angebot ist für uns daher absolut ungenügend. Wir wollen zu Recht mehr. Das wissen auch die Arbeitgeber."
 
Auch das Angebot zur unbefristeten Übernahme der Ausgebildeten wertet die IG Metall als nicht zielführend.
 
Oliver Burkhard: "Die Arbeitgeber machen es sich zu leicht und den Jugendlichen zu schwer, wenn sie nur auf Appelle und Absichtserklärungen setzen. Junge Menschen brauchen verbindliche Regelungen und keine Lippenbekenntnisse - in den Zeiten des demografischen Wandels erst recht. Wir wollen, dass beide gewinnen: Schulabgänger und Betriebe. Wir sind deshalb nach wie vor finster entschlossen, die unbefristete Übernahme wieder zur Regel zu machen. Die Arbeitgeber sollten dies endlich als Angebot statt als Forderung verstehen. In der Stahlindustrie haben wir vorgemacht, wie es geht, bei Metall wollen wir es auch zu einem guten Ende bringen."
 
Als Fortschritt wertet die IG Metall, dass die Arbeitgeber anfangen, sich mit Fairness für Leiharbeiter zu beschäftigen.
 
Oliver Burkhard: "Eine Arbeitswelt mit zwei oder mehr Klassen von Beschäftigten ist schreiend ungerecht und letztlich der falsche Weg. Deshalb ist es höchste Zeit, die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Betriebsräte müssen eingreifen können, wenn Leiharbeit im Betrieb missbräuchlich eingesetzt wird. Und Leiharbeiter müssen endlich anständig bezahlt werden. Es bringt aber keine Lösung sondern einen riesigen Krach, wenn sich jetzt die Metallarbeitgeber mit den Verbänden der Verleihunternehmen die Bälle hin und her spielen, immer nach dem Motto, der jeweils andere sei zuständig. Eine Provokation ist es, wenn die Arbeitgeber versuchen, mögliche Kosten einer Leiharbeitsregelung auf die Entgelterhöhung anzurechnen. Diskriminierung und Lohndumping sind nicht zu verrechnen."
 
Die Arbeitgeber haben einen weiteren Verhandlungstermin erst nach dem Auslaufen der Friedenspflicht angeboten.
 
Oliver Burkhard: "Ich bin schon erstaunt, dass die Arbeitgeber uns heute keinen weiteren Verhandlungstermin vor dem 11. Mai 2012 angeboten haben. Damit lassen sie die Friedenspflicht einfach ungenutzt verstreichen und dürfen sich nicht wundern, wenn wir jetzt das Tempo auch mit Warnstreiks erhöhen. Ich kann ihnen nur dringend raten, ihr Angebot umgehend zu verbessern. Wir sind als IG Metall jederzeit lösungs- und verhandlungsbereit."
 
Unmittelbar vor dem Verhandlungsbeginn hatten 520 Auszubildende und Beschäftigte aus zahlreichen Kölner Betrieben sowie aus benachbarten Orten den Arbeitgebern ein großes Paket mit 57.863 Karten überreicht. Darauf haben sich Auszubildende und Beschäftigte aus ganz Nordrhein-Westfalen für die tarifliche Absicherung der unbefristeten Übernahme ausgesprochen.
 
Über das Angebot und mögliche Warnstreiks berät die Tarifkommission am 24. April 2012 in Sprockhövel. Die Laufzeit des jetzt gültigen Tarifvertrags endete am 31. März 2012. Bis Ende April 2012 gilt noch die Friedenspflicht.
 
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Wolfgang Nettelstroth
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