IG Metall drängt auf verhandlungsfähiges Angebot
Die IG Metall erwartet von den Arbeitgebern der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie am 6. November ein verhandlungsfähiges Tarifangebot. „Wir hoffen, in der Nacht zu Mittwoch nächster Woche einen Abschluss machen zu können“, sagte die Tarifsekretärin der IG Metall NRW, Heide Schnare, heute in Bocholt.
Dort beginnt am kommenden Dienstag um 13 Uhr die dritte Tarifverhandlung. Die IG Metall fordert für die 120.000 Beschäftigten der Branche – in NRW arbeiten 25.000 – fünf Prozent höhere Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen ab 1. November. In der vergangenen Tarifrunde hatte sie ebenfalls fünf Prozent gefordert; durchsetzen konnte sie im Februar 2011 eine Einkommenserhöhung von 3,6 Prozent und eine Einmalzahlung von 250 Euro, der Tarifvertrag galt für eineinhalb Jahre, er ist heute ausgelaufen.
Zum Auftakt der dritten Verhandlung am 6. November erwartet die IG Metall 150 Teilnehmer, auch aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Der IG Metall-Bezirksleiter von NRW, Knut Giesler, wird auf der Kundgebung vor dem Verhandlungslokal sprechen.
Ein Angebot haben die Arbeitgeber noch nicht vorgelegt. Sollte nach den ersten beiden Verhandlungen in Berlin und Frankfurt jetzt in Bocholt kein Durchbruch erzielt werden, will die IG Metall ab dem 8. November zu Warnstreiks aufrufen.
Textiler-Einkommen liegt im unteren Drittel aller Einkommen
Die Einkommen der Beschäftigten in der Textil- und Bekleidungsbranche liegen „im unteren Drittel“, sagte Tarifsekretärin Heide Schnare; die Lohnquote – der Anteil des Entgelts am Umsatz – sei auf ein historisches Tief gesunken, sie betrage bei Textil 17,2 Prozent und in der Bekleidungswirtschaft 13,7 Prozent. Die Schere zu den Einkommen in anderen Industriebranchen dürfe nicht noch weiter auseinanderklaffen. Die Bocholter IG Metall-Sekretärin Cornelia Leson-Griesbeck sagte: „Die Beschäftigten sollten die Produkte, die sie herstellen, auch selber kaufen können.“ Nach der Ausbildung verdient ein Textilfacharbeiter nur 2096 Euro im Monat.
„Die Kollegen machen gute Arbeit, sie sollten auch vernünftig entlohnt werden“, sagte der Betriebsratsvorsitzende von Ibena in Rhede, Gerd Jansen. „Die Geschäftsleitung ist zufrieden“ antwortete Jansen auf die Frage nach der wirtschaftlichen Entwicklung der Firma. Auch die Firma Quadrant in Vreden hat nach den Worten ihres Betriebsratsvorsitzenden Dirk Röddiger, „keinen Grund zu klagen“.