Info-Aktionen in über 200 Betrieben
Die IG Metall NRW zieht eine positive Bilanz der Aktionswoche "Gute Arbeit - gut in Rente" vom 5. bis 9. November: In mehr als 200 Betrieben fanden Info-Aktionen am Werkstor und auf Betriebsversammlungen statt. Betriebsräte setzen sich verstärkt für altersgerechte Arbeitsplätze ein, zum Beispiel bei Miele und Gildemeister in Bielefeld.
Viele der 1750 Beschäftigten bei Miele stehen am Band und montieren Geschirrspüler oder Staubsauger, während die 900 Beschäftigten bei Gildemeister überwiegend Facharbeiter sind und Werkzeugmaschinen fertigen. Was die beiden Belegschaften verbindet ist ein Altersdurchschnitt von über 45 Jahren.
„Die Arbeitswelt ist noch nicht auf den demografischen Wandel eingestellt“, sagt Ute Herkströter, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Bielefeld. Zum einen würden bald junge Fachkräfte fehlen, zum anderen mangele es an guten Arbeitsplätzen für ältere Beschäftigte. Die Arbeitgeber unternehmen von sich aus wenig bis nichts, um diese Probleme zu lösen. Also sind die Betriebsräte gefordert, über altersgerechtes Arbeiten in den Betrieben zu diskutieren und mit den Beschäftigten Ideen zu entwickeln.
Miele und Gildemeister - zwei gute Beispiele
Gemeinsam mit der IG Metall forden sie einerseits vom Betrieb die Flexibilität, früher als mit 67 Jahren aus dem Arbeitsleben aussteigen zu können. Andererseits setzen sie sich dafür ein, die Arbeitsbedingungen so zu verbessern, dass die Beschäftigten gesund bleiben und in der Lage sind, im Alter von 60plus weiterarbeiten zu können.
Für diesen Kurs gab es bei den Aktionstagen viel Unterstützung. Bei Gildemeister beispielsweise fanden eine Woche lang jeden Tag Aktionen statt. Höhepunkte waren die Fragebögen, die verteilt und prompt ausgewertet wurden. Ein Versicherten-Ältester stellte sich den Fragen älterer Beschäftigter. Für Beschäftigte, die am Schreibtisch arbeiten, fand eine elektronische Rückenvermessung statt, verbunden mit physiotherapeutischen Tipps. Den Abschluss bildete eine Betriebsversammlung zum Thema, bei der auch die Ergebnisse der Umfrage bekanntgegeben wurden.
Bei Gildemeister gaben bei der Fragebogen-Aktion knapp 80 Prozent an, sich bessere Unterstützung durch die Vorgesetzten zu wünschen. Und nur zehn Prozent denken, dass sie an ihrem jetzigen Arbeitsplatz gesund das gesetzliche Rentenalter von über 65 Jahren erreichen.
Geschieht nichts, sitzen die Beschäftigten in der Falle: Sie sollen immer mehr leisten. Das drückt auf die Gesundheit. Zugleich müssen sie länger arbeiten, bald bis zum 67. Lebensjahr. Der Gesetzgeber will es so. Kaum jemand kann es sich leisten, früher aufzuhören, weil die Rente dann so klein ausfällt, dass das Geld kaum reicht. Ein alternativer Weg ist verbaut: Die staatliche Finanzierung der Altersteilzeit über die Arbeitsagenturen ist Ende 2009 ausgelaufen. Bis dahin nutzte bei Miele rund ein Fünftel der Beschäftigten die Altersteilzeit, heute macht dies kaum noch jemand.