Oliver Burkhard nennt Arbeitgeber-Angebot "eine Abfuhr"
Um vier Uhr standen im Sprinterwerk von Daimler die Bänder still: 800 Beschäftigte versammelten sich vor Tor 3 zur Warnstreik-Kundgebung. "Ihr seid heute die ersten in NRW", rief Heiko Reese, Geschäftsführer der IG Metall Düsseldorf-Neuss. IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard (Foto) kündigte eine Verschärfung des Tarifkonflikts an.
Die Ladefläche des IG Metall-Lasters vor Tor 3 von Daimler in Düsseldorf wird von Scheinwerfern beleuchtet; davor steht - dicht gedrängt - die Nachtschicht des Mercedes-Benz-Werks. Viele Beschäftigte tragen rote Warnstreikwesten, Dutzende Fackeln erhellen die Nacht. Am IG Metall-Laster hängt ein Spruchband: "Sollen sich die Bänder drehen, wollen wir mehr Kohle sehen!" Die erste Reihe der Warnstreikenden trägt ein Transparent, auf dem - schwarz auf weiß - drei Wörter stehen: "Bereit für Streit". Der Unterschied zu "Streik" ist denkbar gering: nur ein Buchstabe.
Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Weilbier bezeichnet das Arbeitgeberangebot von 3 Prozent mehr Geld für 14 Monate oder 2,6 Prozent für 12 Monate als "Provokation". Weilbier wiederholt das Motto der Düsseldorfer Daimler-Belegschaft ("Wir bauen jedes Auto, bevor es ein anderer tut."), warnt jedoch die Arbeitgeber: "Ich kann mir vorstellen, dass es mal eine Sonderschicht gibt - und keiner geht hin."
Für IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Oliver Burkhard ist das Arbeitgeberangebot "kein Angebot, sondern eine Abfuhr". Wenn sich die Arbeitgeber nicht endlich bewegten, "dann ist dieser Warnstreik nur der Anfang", sagt er. "Dann gibt es keine Lösung, sondern einen Konflikt." Burkhard betont, dass die IG Metall "mit allen drei Forderungen die Ziellinie erreichen" will - mehr Geld, faire Leiharbeit, unbefristete Übernahme der Ausgebildeten. Man lasse sich auf keine Tauschgeschäfte ein.
Die Vorsitzende der Jugend- und Auszubildenden-Vertretung (JAV), Jennifer Hinzmann, bekräftigt das. Stammbeschäftigte, Leiharbeiter und Azubis gingen "Hand in Hand" in diese Tarifauseinandersetzung, sagt sie; und appelliert an ihre Kolleginnen und Kollegen, sich nicht spalten zu lassen. Der Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute, Bernd Kost, scheint da keinerlei Zweifel zu haben: "Auf euch ist Verlass", ruft er ins Mikrofon. "Wenn es um was geht, seid ihr dabei!" Übrigens hat sich Kost über das Arbeitgeberangebot seine eigenen Gedanken gemacht: "Drei Prozent - das ist noch nicht mal ne Tankfüllung im Monat."
Um 5 Uhr beendet Heiko Reese die Kundgebung und wünscht den Beschäftigten "einen schönen Feierabend".