Warnstreik macht gute Laune
Gute Stimmung auf dem Willi-Müller-Platz in Gelsenkirchen: Welche Lieder Gitarrist und Sänger Heiko Fänger vorn auf der Bühne anstimmt, die Warnstreikenden singen mit - von "Bella Ciao" über "Der Steiger kommt" bis "Was wollen wir trinken". Und die 1000 Beschäftigten aus 20 Betrieben, die heute für vier Stunden die Arbeit niederlegen, haben sichtlich Spaß.
Der Gelsenkirchener IG Metall-Bevollmächtigte Robert Sadowsky betont die Bedeutung der IG Metall: "Wir haben den Ruf, die Tariflokomotive zu sein - zu recht!", ruft er. Dabei gehe es der IG Metall nicht nur um mehr Geld. Sie kämpfe auch für ein gutes Leben, dazu gehöre faire Leiharbeit und die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten.
Der harte Kampf um bessere Arbeitsbedingungen - die "Stadt der 1000 Feuer", wie Gelsenkirchen früher wegen seiner vielen Kokereien genannt wurde, zeigt, wie notwendig er ist: Die Arbeitslosenquote der 250.000-Einwohner-Stadt beträgt 12,9 Prozent (NRW: 8,3 %). Und sechs von sieben Arbeitslosen beziehen Hartz IV. Die Ruhrgebietsstadt muss fast 75 Prozent ihrer Steuereinnahmen für Sozialleistungen ausgeben, weil Menschen keine Arbeit haben oder von ihr nicht leben können; das berichtete am 1. Mai Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD).
Doch wenn es um die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse geht, dann mauern die Arbeitgeber: Die Forderungen der IG Metall nach mehr Mitbestimmung in Sachen Leiharbeit und nach unbefristeter Übernahme der Ausgebildeten lehnen sie rundweg ab. Deshalb hole die IG Metall jetzt "den Hammer" raus, rief Vorstandsmitglied Helga Schwitzer: "Die Mauer muss weg, Kolleginnen und Kollegen!" In Anspielung auf die Arbeitgeber-Kampagne "Gemeinsam Kurs halten" sagte sie: "In Wirklichkeit wollen sie uns gemeinsam kurz halten."
"Wir können auch Streik", sagte Helga Schwitzer. Denn noch immer gelte das alte "Tubenprinzip": "Nur wenn wir unten kräftig drücken, kommt oben auch was raus!"