IG Metall bereitet sich auf Warnstreiks Anfang Mai vor
Volles Haus: 550 Metaller und Metallerinnen füllten heute Abend die ehemalige Gebläsehalle der Henrichshütte in Hattingen. Die erste Regionalkonferenz der IG Metall NRW zur Metalltarifrunde 2013 war gut besucht. 28 von 39 Verwaltungsstellen waren vertreten – von Aachen bis Wuppertal. Die zweite Tarifkonferenz ist am 17. April in Rheda-Wiedenbrück.
Clarissa Bader, die IG Metall-Bevollmächtigte von Gevelsberg-Hattingen, erinnert an den legendären Kampf um die Henrichshütte vor über 25 Jahren. Der ging zwar verloren, Ende 1987 wurde der letzte Hochofen ausgeblasen, doch er sorgte dafür, dass keine Industriebrache zurückblieb – 2000 Menschen arbeiten wieder am Standort. Und die Lehre aus diesem Kampf kann Clarissa Bader mühelos auf die Tarifrunde übertragen: „Ohne dass wir uns bewegen, bewegt sich nichts!“
Dieses Stichwort greift IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler auf. Am Verhandlungstisch werde kein Ergebnis zustande kommen, sagt er, „wenn wir nicht auf einen Arbeitskampf vorbereitet sind“. Zwar würden alle Beschäftigten von den Tariferfolgen der IG Metall profitieren, aber nicht alle seien Mitglied, sagt Giesler. Sein Appell: „Sprecht sie an!“ Der Erfolg einer Tarifrunde hänge nicht nur von der Verhandlungsführung ab, sondern auch „von denen, die hinter einem stehen“. Ohne starke Gewerkschaft seien Tarifverhandlungen „kollektives Betteln“. Für diesen Schlusssatz kassiert Giesler viel Applaus.
Neue Mitglieder gewinnen - Beispiele guter Praxis
Eine Minute später stehen vier Vertrauenskörperleiter und ein Jugendvertreter auf der Bühne: Benjamin Gruschka (Ford Köln), Bernd Kost (Mercedes Benz Düsseldorf), Jens Köstermann (Siemens Krefeld), Ralf Helmut Koch (Moventas Wuppertal) und Daniel Irschei von Thyssenkrupp-Bilstein in Ennepetal. Alle berichten, wie sie Mitglieder werben und den gewerkschaftlichen Organisationsgrad auf 70, 80 und mehr Prozent gesteigert haben. Bei Mercedes Benz haben besonders aktive Vertrauensleute sogar gelernt, die Körpersprache zu verstehen – die eigene und die der Gesprächspartner. So werde aus dem Gespräch eine Beziehung, und das sei sehr viel wichtiger als alle guten Argumente, die für den Beitritt zur IG Metall sprechen. Bei Siemens arbeiten die Vertrauensleute beteiligungsorientiert; sie gehen auf die Beschäftigten zu und lösen deren Probleme gemeinsam mit ihnen. Für diese Art der Gewerkschaftsarbeit interessieren sich sogar Angestellte: „Die lernen, dass man nicht alles mit dem Chef allein klären kann“, berichtet Jens Köstermann.
Wie stark die IG Metall wirklich ist, muss sie wahrscheinlich spätestens Anfang Mai beweisen. Falls in der zweiten Tarifverhandlung am 22. April kein Ergebnis zustande komme, sagt Verhandlungsführer Knut Giesler, werde die Tarifkommission am 24. April wahrscheinlich Warnstreiks beschließen. „Wir sind bereit zum Streit“, sagt Giesler – und notfalls könne die IG Metall „den letzten Buchstaben austauschen“. Aus "Streit" könnte "Streik" werden.
Die IG Metall fordert für die 700.000 Beschäftigten der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie 5,5 Prozent mehr Geld ab 1. Mai.