IG Metall sieht Standort in Gefahr
Die IG Metall Wuppertal warnt die Geschäftsführung von Schaeffler davor, die geplante Massenentlassung durchzusetzen. Sollte die Firma den Standortsicherungstarifvertrag kündigen und 750 der 1500 Beschäftigten entlassen, „wäre ein neuer Vertrag mit uns unwahrscheinlich“, sagte IG Metall-Geschäftsführer Torsten Lankau.
Der 2008 abgeschlossene Sondertarifvertrag sichert dem Wälzlagerhersteller 38,5 Arbeitsstunden in der Woche zu (im Durchschnitt der Vertragslaufzeit); von denen aber nur 35 entlohnt werden. Im Gegenzug hat das Unternehmen eine Beschäftigungsgarantie für die 1500 Mitarbeiter bis Ende 2016 abgegeben.
Begründet wird die vorgesehene Halbierung der Belegschaft mit der angeblich schlechten Konjunktur der Windkraftindustrie. Die IG Metall hält das nicht für glaubwürdig. Zum einen sei der Standort Wuppertal nur zu einem Viertel von Windkraftanlagen abhängig, zum anderen wachse der Markt „unterm Strich“, so Torsten Lankau.
Rückendeckung erhält Lankau von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD). Nach einem Besuch des Schaeffler-Betriebsrats am 22. Mai sagte der Politiker, er könne nicht glauben, dass für die neue Firmenstrategie "die Situation auf dem Markt der erneuerbaren Energien ausschlaggebend ist“. Duin fügte vor der Presse hinzu: „Ich kenne mich da ein bisschen aus.“
Schaeffler steckt nicht in wirtschaftlichen Nöten; der Konzern hat 2012 einen Gewinn von 869 Millionen Euro verbucht (bei einem Umsatz von 11 Milliarden Euro). Die IG Metall hält es für „eher wahrscheinlich“ (Lankau), dass der Standort Wuppertal aus Gründen der Profitsteigerung „über die Klinge springen soll“. Der Konzern wolle nach Osteuropa expandieren. Wuppertal habe bereits Teile seiner Produktion an ein Werk in Rumänien abgegeben; und in Russland solle ein neues Werk auf der grünen Wiese entstehen.
Für Wirtschaftsminister Duin pocht auf die Einhaltung des Standortsicherungsvertrags. Es könne nicht sein, „dass die Verträge nicht eingehalten werden“, sagte er laut WZ. Auch die Entlassung jedes zweiten Beschäftigten will Duin nicht hinnehmen. Das bedeute für den Standort den „Tod auf Raten“. Das sieht Metaller Lankau ähnlich: „Hinter die Frage, ob Schaeffler den Standort erhalten will, setze ich ein dickes Fragezeichen!“