ISE will alle Betriebsräte fristlos feuern
Die Geschäftsführung der Duisburger Firma ISE Automotive hat heute die fristlose Kündigung aller sieben Betriebsratsmitglieder des Unternehmens eingeleitet. "Ab heute haben Sie die gesamte IG Metall gegen sich", sagte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Duisburg, Jürgen Dzudzek, an die Adresse von Geschäftsführer Rüdiger Hoffmann.
Die IG Metall Duisburg hatte schon vor Tagen zu der Protestkundgebung aufgerufen, weil die Firmenleitung bereits angedroht hatte, den kompletten Betriebsrat zu feuern. Um 13:50 Uhr - gut eine Stunde vor Beginn der Kundgebung - erhielt der Betriebsratsvorsitzende Aydin Albayrak tatsächlich die Anhörung zur Kündigung: Der Betriebsrat soll Stellung nehmen zur eigenen Kündigung - eine absurde Situation.
Hintergrund dieser - so Jürgen Dzudzek - "absolut einmaligen" Arbeitgeber-Aktion in Duisburg ist die geplante Schließung des Werks zum Jahresende. Die IG Metall-Mitglieder bei ISE hatten deshalb beschlossen, am 26. Juni den Betriebsrat eines wichtigen Kunden - des Sprinterwerks von Daimler in Düsseldorf - zu besuchen und ihn über die Schließungspläne zu informieren. Darüber hat der Betriebsrat am Schwarzen Brett berichtet. Das interpretiert die Geschäftsführung als Aufruf zur Arbeitsverweigerung, drohte zunächst mit der Kündigung und leitete sie heute ein.
ISE-Geschäftsführer Hoffmann habe damit "die Grenze von Recht und Gesetz überschritten", sagte der IG Metall-Bevollmächtigte Dzudzek (Foto 3). IG Metall-Sekretär Thomas Kennel (Foto 4) sagte, Hoffmanns Aktion sei "nicht nur ein Angriff auf den Betriebsrat, sondern auf die betriebliche Mitbestimmung insgesamt".
Die Firma ISE liegt auf dem Gelände der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg-Hüttenheim. Gegenüber von HKM-Tor 1 fand die Kundgebung statt. Der stellvertretende HKM-Betriebsratsvorsitzende Norbert Keller (Foto 5) bezeichnete die geplante Kündigung der ISE-Betriebsräte als "Riesensauerei". Die Belegschaft von HKM sei mit den Betroffenen solidarisch. Der ISE-Betriebsratsvorsitzende Aydin Albayrak (Foto 6) vermutete, die Geschäftsführung wolle "uns Angst und mundtot machen".
Morgen, am 3. Juli, tagt erstmals die Einigungsstelle in Sachen Werksschließung; es geht um einen Interessenausgleich und Sozialplan für die 160 Stammbeschäftigten und 30 Leiharbeiter. Die Firmenleitung hat die Einigungsstelle angerufen. Betriebsrat und IG Metall halten die Schließung des Werks für unnötig.
Tatsächlich ist Arbeit genug vorhanden, künftig soll sogar sonntags gearbeitet werden. Die ISE-Geschäftsführung will jedoch rationalisieren und die Duisburger Produktion auf die Werke in Witten und Bergneustadt verlagern. Weder mit dem Betriebsrat noch mit dem Wirtschaftsausschuss ist diese Planung beraten worden. "Das Management hat das Vertrauen der Belegschaft verspielt", heißt es in einer Information des Betriebsrats. "Man darf mit Menschen nicht so umgehen, als wären sie Schachfiguren."