Metall & Elektro
21/05/2013

Verhandlungsergebnis mehrheitlich angenommen

Mit großer Mehrheit hat die IG Metall-Tarifkommission für die Metall- und Elektroindustrie NRW heute das Verhandlungsergebnis vom 16. Mai angenommen. Es gab zehn Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Kritisiert wurden die zwei Nullmonate und die 20-monatige Laufzeit des neuen Vertrags. Noch in diesem Jahr trifft sich die Kommission zur Strategiedebatte.

Die Diskussion im Ballsaal des "Freischütz" in Schwerte, an der sich rund 20 Tarifkommissionsmitglieder beteiligten, war negativer, als das Abstimmungsergebnis vermuten lässt. So äußerte sich eine Betriebsrätin aus der IG Metall-Verwaltungsstelle Detmold "sehr enttäuscht" über den Metalltarifabschluss. Aus der Verwaltungsstelle Hamm-Lippstadt hieß es, "zurückhaltend ausgedrückt", das Verhandlungsergebnis sei "suboptimal". Ein Betriebsrat aus der Verwaltungsstelle Gevelsberg-Hattingen meinte sogar, dem nächsten Warnstreik-Aufruf der IG Metall im Jahr 2015 werde niemand mehr folgen.

Auf Kritik stieß, dass die erste Tariferhöhung (plus 3,4 Prozent) erst im Juli erfolgt, nicht schon im Mai. Die beiden Nullmonate Mai und Juni seien auch Teil des ersten Angebots der Arbeitgeber gewesen, hieß es. Das sei von der IG Metall seinerzeit heftig kritisiert, jetzt aber akzeptiert worden. Ein anderer Redner wollte wissen, ob künftig die Abwehr jeder Arbeitgeber-Frechheit mit Nullmonaten bezahlt werde. Das war eine Anspielung auf die Forderung der Arbeitgeber, vom Tarifabschluss im Betrieb abweichen zu können. Diese "Differenzierung" konnte abgewehrt werden; dafür akzeptierte die IG Metall die Verschiebung der ersten Tariferhöhung um zwei Monate (die Erhöhung um 2,2 Prozent erfolgt im Mai 2014). 

"Nach der Tarifrunde ist vor der Tarifrunde"

Den Kritikern hielt die Miele-Betriebsrätin Hedwig Jessulat aus Oelde entgegen: "Ich habe gelernt, dass Tarifverhandlungen nichts mit Wünschen zu tun haben, sondern mit Durchsetzungsfähigkeit." Das Verhandlungsergebnis biete weder Anlass dafür, Sektkorken knallen zu lassen, noch dafür, Wunden zu lecken. "Nach der Tarifrunde ist vor der Tarifrunde", sagte Jessulat. Und mit Blick auf das Ende der Friedenspflicht Anfang Februar 2015: "Beim nächsten Mal brauchen wir dicke Socken und warme Handschuhe."

Nachdem eine Rednerin den IG Metall-Vorstand "Obrigkeit" genannt hatte, trat der Duisburger IG Metall-Sekretär Thomas Kennel ans Mikrofon: "Früher haben wir 'wir' gesagt, wenn wir die IG Metall meinten"; die IG Metall, das seien immer noch "wir alle". In Tarifrunden, sagte Kennel, bekomme man nie das, was man gefordert habe; Tarifrunden endeten immer mit einem Kompromiss, der Kompromiss sei "das Wesen des Tarifvertrags". Und dafür werde niemand im Betrieb "auf Händen getragen". Kennel forderte dazu auf, "die Früchte unserer Arbeit nicht schlecht zu reden". Fakt sei, dass im Mai 2014 das Tarifeinkommen der Metallbeschäftigten um 5,67 Prozent höher sei als heutzutage.

IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler zeigte zwar Verständnis für den Unmut ("die Kritik ist angekommen"), bekräftigte aber auch seine Aussage vom "echten Reallohnzuwachs" (die Inflationsrate beträgt zurzeit nur 1,2 Prozent). Höhere Tarifabschlüsse als in diesem Jahr habe die IG Metall in den vergangenen sechs Jahren nur 2007 (+4,1 %) und 2012 (+4,3 %) erzielt - in Zeiten der Hochkonjunktur.

Die IG Metall NRW will aus den Erfahrungen der Metalltarifrunde 2013 lernen. Noch in diesem Jahr soll eine Sitzung der Verhandlungs- und der Tarifkommission stattfinden, um die vergangene Tarifrunde auf- und die nächste vorzubereiten.

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