Arbeitsplätze in Lampen- und Leuchtenindustrie gefährdet
Für die Arbeitsplätze in der Lampen- und Leuchtenindustrie in Deutschland kann es dunkel werden. Die Betriebsräte aus der Branche, die einen Schwerpunkt in NRW hat, sind sich einig: Die LED-Produktionskonzepte sind zu zögerlich entwickelt oder verwirklicht worden.
Zum Abschluss der IG Metall-Branchenkonferenz vom 30. März bis 3. April auf der Frankfurter Fachmesse Light & Building in Frankfurt appellierten sie an Arbeitgeber, Politik und Forschung, die Perspektiven für industrielle Arbeitsplätze in der Lichttechnik zu verbessern.
Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, erklärte auf der Tagung: „Die gesamte Branche befindet sich in einem gewaltigen strukturellen und technologischen Umbruch. Die Entwicklung hin zu LED geht zügig, viel schneller als noch vor nicht allzu langer Zeit angenommen. Wir müssen daher dafür Sorge tragen, dass neue Technologien in Deutschland angesiedelt – sprich erforscht, entwickelt, produziert und in ihrem gesamten Lebenszyklus begleitet – werden. Konkret muss an den heutigen deutschen Standorten die Umstellung auf LED gelingen. Wir schlagen einen industriepolitischen Dialog mit allen Beteiligten und einen mitbestimmten Umbau der Branche und deren Fertigungstechnik vor. Uns geht es um die Zukunft von über 30.000 industriellen Arbeitsplätzen in Deutschland und über 100.000 in Europa. Dazu brauchen wir eine europäische Politik, die den Unternehmen genügend Zeit lässt, den Technologiewandel zu bewältigen und die Menschen dabei mitzunehmen.“
Der Technologiewandel von der klassischen Glühlampe hin zum LED-Licht gewinnt an Dynamik und Brisanz für die Beschäftigten der deutschen Lampen- und Leuchtenindustrie. Mit der LED hält eine Halbleitertechnik in einer Branche Einzug, die bislang geprägt war von der Verarbeitung von Glas, hitzeresistenten Metallen wie Molybdän und Wolfram, der Glaserzeugung und der Metallumformung.
Veränderte Produktionsmethoden sind erforderlich. Andere Qualifikationen werden benötigt. Neue Vertriebswege müssen erschlossen werden. Betriebsräte sind von der Sorge um die Zukunft der industriellen Arbeitsplätze getrieben, hinterfragen die Strategien ihrer Geschäftsleitungen und fordern umfassende Informationen ein.
„Die Absatzzahlen einiger unserer konventionellen Produkte gehen zurück, aber bisher spricht die Konzernleitung mit uns keineswegs hinreichend über die Entwicklung und Umsetzung von Zukunftsstrategien“, so Willi Sattler, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Osram AG.
Über 10.000 Beschäftigte würden zusätzlich durch das faktische Halogenverbot der EU im Jahr 2016 stark gefährdet, sollte sich durch die derzeit laufende Überprüfung nicht die Gesetzgebung ändern. Dazu Harald Schönfelder, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Philips Technologie GmbH: „Alle verantwortlichen Akteure in Politik und Wirtschaft müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass es im Kern um die Zukunftsfähigkeit der europäischen Lampen- und Leuchtenindustrie geht! Ein faktisches Halogenverbot ohne Begleitung des technologischen Wandels führt zu einem Verlust von Know-How und industriellen Kernkompetenzen für die gesamte Branche in Europa.“
Die IG Metall beklagt zudem, dass bisher einseitig die Erforschung von Spitzentechnologien gefördert wird, nicht aber deren beschäftigungswirksame Umsetzung in Produktionskonzepte an deutschen Standorten.
Ralf Löckener, Branchenexperte der Beratungsgesellschaft Sustain Consult, sagte: „Die Umstellungen auf die Produktion von LED erfolgt oft zu zögerlich.“ Bereits heute würden sogenannte Retrofit-Produkte intensiv nachgefragt. „Wir müssen die neuen gestalterischen Möglichkeiten der LED für die Produktion innovativer Lichtlösungen nutzen.“ Die Zukunft gehört einer Leuchte mit intelligenter Steuerung, beispielweise über eine Smartphone-App.
Den Betriebsräten geht es um die frühzeitige Einleitung solch grundlegender Umstellungen und darum, dass niemand im Betrieb dabei auf der Strecke bleibt. Thomas Bause, Betriebsratsvorsitzende beim Leuchtenhersteller Trilux: „Der Technologiewandel verlangt der Lampen- und Leuchtenindustrie ein Höchstmaß an Flexibilität, Veränderungs- und Leistungsbereitschaft ab. Das muss mit sicheren Arbeitsplätzen für die Beschäftigten und mit Mitbestimmung für die Betriebsräte verbunden sein!“ Dietmar Zembrot, Präsident des europäischen Fachverbands Lighting Europe und Geschäftsführer der Trilux-Gruppe, hält viel von der Beteiligung der Belegschaft: „Mehr denn je kommt es jetzt auf das Erfahrungswissen unserer Mitarbeiter an. Wir müssen viele unserer Prozesse, von der Entwicklung über die Produktion bis hin zum Vertrieb völlig neu denken.“
Seit acht Jahren arbeiten die IG Metall-Betriebsräte der Branche zusammen. Mit Branchenkonferenzen, Branchenreports, Befragungen und betrieblichen Beratungen bringen sie sich auf Augenhöhe mit den Geschäftsleitungen. Fachmessen werden besucht, Werke wechselseitig besichtigt und der Austausch mit Forschern vorangetrieben.
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Wolfgang Nettelstroth
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