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08/08/2014

Vom Arbeitgeber gibt’s nur „ein Angebötchen“

Mit einem zweistündigen Warnstreik machten heute die Beschäftigten von AB Elektronik in Werne bei Hamm Druck auf ihren Arbeitgeber. Der Automobilzulieferer will die Produktion nach Rumänien verlagern. Betriebsrat und IG Metall haben einen Alternativplan erarbeitet, der sogar eine zweistellige Rendite ermöglicht.

Die Zufahrt zu AB Elektronik ist blockiert. Ein IG Metall-Bus steht quer auf Straße. Neben dem Kaffeestand am Tor ist nur eine Türbreite Platz. Es ist 7 Uhr, vor einer Stunde ist die Sonne aufgegangen. Die komplette Frühschicht kommt zum Tor, Angestellte gesellen sich dazu. „Die Produktion steht“, teilt der Betriebsratsvorsitzende Thomas van Aart per Lautsprecher mit. Das war zu erwarten: Die Belegschaft ist zu fast zu drei Vierteln gewerkschaftlich organisiert. Der Metaller Torsten Völker hat sogar seinen Urlaub unterbrochen, um am Warnstreik teilzunehmen. Der sei wichtiger als sein Urlaub, erklärt er. „Sonst schickt man uns bald alle in Urlaub – für länger.“

Mit „man“ ist der Vorstand des Mutterkonzern TT Electronics in London gemeint. „Da sitzen die Bestimmer“, sagt IG Metall-Vertrauensfrau Iris Gessinger.

Alle Kundenwünsche werden erfüllt

Im Januar hat die Werner Geschäftsführung kundgetan, dass die Produktion – 420 von 620 Arbeitsplätzen – komplett verlagert werden soll, und zwar innerhalb von 21 Monaten. Obwohl im März 2013 ein Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung geschlossen wurde, der noch bis Ende 2015 gilt. Der Vertrag sieht die Möglichkeit vor, sieben Bandanlagen zu verlagern. Genutzt hat die Firma sie nicht. Betroffen wären 56 Beschäftigte. „Die werden alle hier gebraucht“, erklärt Alfons Eilers, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Hamm-Lippstadt.

Gearbeitet wird rund um die Uhr. Auch samstags und sonntags. Um die Kunden – Daimler, VW und BMW – just in time mit Sensoren, Pedalen und Kurbelwellen zu beliefern. Der Betriebsrat genehmigt Überstunden nur, um Aufträge abzuarbeiten. „Wir machen damit klar: Auf uns ist Verlass“, sagt Vertrauensfrau Gessinger. Überstunden, um Lagerbestände aufzubauen und so eine Verlagerung der Produktion zu ermöglichen, genehmigt der Betriebsrat nicht.

Seit 4. Juni verhandeln IG Metall und Betriebsrat mit der Geschäftsführung über einen Zukunfts- und Entwicklungstarifvertrag. Bereits vier Mal hat man gemeinsam am Tisch gesessen. Ohne handfestes Ergebnis. Es gibt nur „ein Angebötchen“ (Alfons Eilers) – es ist nur noch von einer Teilverlagerung die Rede.

Dabei hat die Arbeitnehmerseite ein Gutachten der Essener Beratungsgesellschaft PCG (Project Consult GmbH) vorgelegt, „das die hochgesteckten Ziele von TT Electronics – eine zweistellige Rendite – erreicht“, sagt Betriebsratsvorsitzender van Aart. Reaktionen von Arbeitgeberseite auf das Gutachten sind nicht bekannt. „Man hört Vieles, auch Positives,“ sagt van Aart, „aber es gibt kein Resultat“. Am 12. und 13. August wird weiter verhandelt.

„Lokomotive Solidarität“, die Songgruppe der Sommerschule 2014 im IG Metall-Bildungszentrum Sprockhövel, ist angereist und gibt Arbeiterlieder zum Besten. „Die haben uns Gewerkschaftern", sagt ein Sänger, "immer viel Kraft gegeben“.

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