Digitale Arbeitswelt mitgestalten
"Die Digitalisierung der Arbeitswelt muss im Dienste der Menschen stehen. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Wandel gemeinsam mit Beschäftigten, Betriebsräten und Gewerkschaften gestalten." Das sagte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) heute auf der ersten Betriebsrätekonferenz Arbeit 4.0 in Düsseldorf.
500 Gäste waren der Einladung des Arbeitsministers gefolgt. Im Mttelpunkt stand die Frage: Wie können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Digitalisierung der Arbeitswelt in ihrem Interesse mitgestalten? Viele sind skeptisch mit Blick auf die sogenannte vierte industrielle Revolution, in der über digitale Vernetzung von Produktion und Vertrieb Arbeitsprozesse neu organisiert werden, mit immer leistungsfähigeren IT-Systemen, einer hochentwickelten Robotik und Sensorik, 3-D-Druckern, Clouds und Big Data. „Angst ist aber kein guter Ratgeber“, sagte Schneider in seiner Eröffnungsrede und betonte: „Die Digitalisierung der Arbeitswelt muss im Dienste der Menschen stehen."
Noch seien vor allem große Unternehmen in NRW im 4.0-Prozess, „aber wer die Zukunftschancen eines globalisierten Marktes nicht verschlafen will, muss sich für diese Entwicklung wappnen, auch kleine und mittlere Unternehmen“, sagte der NRW-Arbeitsminister. Laut einer Befragung im Auftrag der DZ Bank geben 42 Prozent der Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50 und 125 Millionen Euro an, dass die Digitalisierung in ihrer Strategie keine Rolle spielt.
Die Wirtschaft erhofft sich andererseits vom 4.0-Prozess bessere Chancen auf den Weltmärkten. „Investition in IT und Software können dabei nur ein Teil der Strategie sein, entscheidender wird sein, gemeinsam mit den Beschäftigten den Innovationsprozess in Gang zu setzen“, so Schneider. Wie zum Beispiel ändert sich die Rolle von Beschäftigten? Wie können sie dauerhaft den komplexen Aufgaben gerecht werden?
Schneider sieht einen Anpassungsbedarf beim Arbeitsvertragsrecht, beim Betriebsverfassungsgesetz, bei der Berufsqualifizierung und Weiterbildung sowie bei der Arbeitszeitgestaltung. „Die Vermischung von Freizeit und Arbeitszeit wird sicher zunehmen. Umso wichtiger ist es, den gesetzlichen Rahmen so zu gestalten, dass Menschen nicht unter die Räder einer immer rasanter und unübersichtlicher werdenden Arbeitswelt kommen."
Auf Landesebene will Schneider vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen: „Deshalb bieten wir ihnen ab sofort Beratung beim Thema Digitalisierung von Produktions- und Dienstleistungsprozessen an.“ Darüberhinaus werde er die Landesfachkräfteinitiative an die Anforderungen der Arbeitswelt 4.0 anpassen lassen. Für die Stärkung der Arbeitnehmervertretungen hat das Ministerium ein Pilotprojekt mit der IG Metall, der IG BCE, der NGG und dem DGB-NRW vereinbart, bei dem Betriebsrätinnen und Betriebsräte in ausgewählten Unternehmen bei der Bewältigung von Umbruch- und Veränderungsprozessen aktiv begleitet werden. „Arbeit 4.0 wird nur mit einer funktionierenden Sozialpartnerschaft gut gelingen. Den Prozess nur unter wirtschaftlichen und technologischen Aspekten zu betrachten, reicht nicht aus", sagte Schneider.
IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler berichtete auf einer Podiumsdiskussion, dass die IG Metall derzeit in zwölf Betrieben gemeinsam mit Betriebsräten und Geschäftsführern daran mitwirkt, Arbeit so zu gestalten, dass sie menschengerecht bleibt, ein gutes Einkommen sichert, vor Ort bleibt und sogar mehr wird.