IG Metall hilft Flüchtlingen
Die IG Metall NRW will Flüchtlingen Deutsch-Unterricht anbieten. Das sagte Bezirksleiter Knut Giesler auf der Vertrauensleute-Konferenz gestern in Sprockhövel.
Der Unterricht wird gemeinsam mit dem Goethe-Institut organisiert. Er findet abends in der Bezirksleitung Düsseldorf statt. Die Flüchtlingsunterkunft der Stadt, das ehemaligen Finanzamt, liegt an derselben Straße wie die Bezirksleitung der IG Metall; im ehemaligen Finanzamt sind 500 Flüchtlinge untergekommen.
Zur Eröffnung der zweitägigen Konferenz im IG Metall-Bildungszentrum Sprockhövel sagte Erkan Zorlu, der Vorsitzende des Migrationsausschusses der IG Metall NRW: „Wir sollten den Flüchtlingen eine Heimat geben; sie sollen sich bei uns wohl fühlen. Wer vor Bürgerkrieg, Terror und politischer Verfolgung geflohen ist, wird hier bleiben.“ Die 120 Teilnehmer der Konferenz sammelten 604,20 Euro zugunsten einer Wuppertaler Flüchtlingshilfe (www.inunserermitte.de).
Der Arbeitgeberverband Metall NRW schreibt in diesen Tagen seine Mitgliedsunternehmen an und appelliert an sie, jungen Flüchtlingen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz zu geben, sagte Knut Giesler. Zum Einsatz kommen soll dabei der 2008 abgeschlossene „Tarifvertrag zur Förderung von Ausbildungsfähigkeit« (TV FAF). Er kommt Schulabgängern zugute, die den Anforderungen der Berufsausbildung nicht gewachsen sind. Sie werden bis zu zwölf Monate gefördert. Ihre Vergütung beträgt zwischen 75 und 90 Prozent der Ausbildungsvergütung im ersten Ausbildungsjahr. Wer erfolgreich teilgenommen hat, erhält einen Ausbildungsplatz.
Sechs Workshops - sechs interessante Ergebnisse
„Interkulturelle Kompetenz“ lautete übrigens das Thema eines von sechs Workshops der Vertrauensleute-Konferenz. Teilnehmerin Nicole Nüßemeier bat anschließend das Plenum, aufzustehen; dann sollte sich jeder setzen, dessen Eltern, Großeltern und Urgroßeltern nicht in NRW geboren sind – am Ende standen nur noch wenige Teilnehmer: „Wir haben es schon einmal geschafft, viele Immigranten aufzunehmen“, sagte Nüßemeier, „wir werden es wieder schaffen.“
Die Diskussion im Workshop zum Thema Arbeitszeitgestaltung fasste Benny Gruschka zusammen: „Die Arbeitgeber werden von uns mehr Flexibilität erwarten, und das ist in Ordnung – falls wir im Gegenzug mehr Zeitsouveränität gewinnen.“ In einem anderen Workshop wurden die Kriterien erfolgreicher Tarifpolitik diskutiert; dazu gehöre, sie „nicht in der Schublade liegen zu lassen“, sagte Wolfgang Freitag. „Wir müssen Tarifverträge leben.“
Um den Anschluss an das Thema Industrie 4.0 nicht zu verlieren, sollten Vertrauensleute und Betriebsräte „mit wachen Augen durch die Betriebe gehen“, sagte Heinz Gormanns. Dort wo die Digitalisierung und Vernetzung von Arbeitsabläufen zunehme, sei Industrie 4.0 im Anmarsch – und daraus lasse sich der Handlungsbedarf für Betriebsräte und Vertrauensleute ableiten. Klaus Schmiedeknecht verwies darauf, dass manche Betriebsräte die Vertrauensleute als Konkurrenten betrachten: „Sie vergessen, dass wir die Basis im Betrieb vertreten, nämlich die Mitglieder der IG Metall.“ Wie diese Basis vergrößert werden kann – damit beschäftigte sich die Arbeitsgruppe „1-zu-1-Kommunikation“, die über erfolgreiche Werbegespräche diskutierte. Norbert Feix gab dafür drei wichtige Tipps: Mehr zuhören als selbst reden; die Beziehungsebene mit dem Gesprächspartner wichtiger nehmen als die Sachebene; und auf das Nochnicht-Mitglied „mit Sympathie zugehen“.