"Das stemmen wir nicht allein"
In Siegen und Gelsenkirchen informierte die IG Metall heute über die europapolitischen Probleme der Stahlindustrie.
„Mit dem neuen Emissionsrechtehandel der EU kommt für die deutsche Stahlindustrie eine Kostenbelastung von 1 Milliarde Euro pro Jahr zu“, sagte der Leiter des IG Metall-Stahlbüros Heiko Reese heute in Siegen. Reese sprach vor 100 Vertrauensleuten aus vier Siegener Stahlbetrieben. Das sei in etwa die Summe, die die deutsche Stahlindustrie pro Jahr investiert. Reese warnte: „Wenn aber kein Geld für Investitionen da ist, ist das der Anfang vom Ende."
Der Gewerkschafter betonte ausdrücklich die Notwendigkeit des Umweltschutzes: "Nur auf einem intakten Planeten kann auch weiterhin industrielle Produktion stattfinden", sagte er. Deutschland müsse „eine Gratwanderung hinbekommen zwischen der Vorreiterrolle im Umweltschutz und dem Erhalt von Arbeitsplätzen.“ Es besteht die Gefahr, dass diese Gratwanderung misslinge – zu Ungunsten der Arbeitsplätze.
Reese wies auf ein weiteres Problem hin: "China subventioniert seine Stahlindustrie, deren Überkapazitäten höher sind als die gesamte Stahlproduktion in Europa!“
Der Siegener IG Metall-Sekretär Andree Jorgella schlug in dieselbe Kerbe: "Wir kommen an einen Punkt, an dem wir Angst haben müssen, dass Arbeitsplätze wegfallen“, sagte er. Und weiter: "Diese Krise stemmen wir und die Stahlindustrie nicht alleine. Alle Metaller sind aufgerufen! Wenn die Stahlindustrie krankt, haben wir ein Problem in der gesamten Wirtschaft."
Die IG Metall Gelsenkirchen und der Betriebsrat der Thyssen-Krupp Electrical Steel (TKES) warnten vor der Gefährdung von Arbeitsplätzen durch Billigimporte. Zwar befinde sich das Gelsenkirchener Werk „auf einem guten und stabilen Weg“, aber insgesamt werde die Stahlindustrie durch die drohende Verschärfung des Emissionshandels übermäßig belastet, sagten die TKES-Betriebsratsvorsitzende Barbara Kremser-Bruttel und Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Gelsenkirchen.
„Umweltschutz steht auch für uns weiter im Vordergrund“, betonten beide Gewerkschafter, „er darf aber nicht durch Deindustriealisierung erreicht werden“.
„Wir stellen hier Bleche für Transformatoren her, die alle Auflagen an die Umweltverträglichkeit erfüllen und für die angestrebte Energiewende dringend gebraucht werden“, sagte Kremser-Buttel. Um den Vorsprung von „Made in Gelsenkirchen“ halten zu können, „darf man uns nicht durch überteuerte CO2-Zertifikate die Luft zum Atmen nehmen". Es muss auch künftig investiert werden, um diesen Spitzenplatz zu halten. "Stillstand ist Rückschritt“, sagte Kremser-Bruttel.