Firma drängt zum IG Metall-Austritt
Beim Automobilzulieferer BIA in Solingen werden Gewerkschaftsmitglieder zum Austritt aus der IG Metall gedrängt. Deren Antwort: ein Warnstreik!
Das wollte sich weder die IG Metall Remscheid-Solingen noch die Belegschaft von BIA Kunststoff- und Galvanotechnik gefallen lassen: Die Firmenleitung verteilte Musterschreiben mit der Betreffzeile "Kündigung meiner Mitgliedschaft". Darin heißt es: "...hiermit kündige ich meinen Gewerkschaft-Vertrag..." Und weiter: "Jegliche Form der Kontaktaufnahm Ihrerseits zum Zwecke der Rückwerbung ist nicht erwünscht..."
Deshalb legte am Freitag, 5. Februar, ab 5 Uhr die Nachtschicht die Arbeit nieder, ab 5:30 Uhr die Frühschicht. An dem Warnstreik, zu dem die IG Metall aufgerufen hatte, beteiligten sich rund 200 Beschäftige. BIA ist mit 1000 Mitarbeitern der größte Industriebetrieb in Solingen.
Natürlich dränge man niemanden zum Austritt aus der IG Metall, versicherte BIA-Geschäftsführer Jörg Püttbach gegenüber WDR-Lokalzeit. Man habe nur eine "Formulierungshilfe" geben wollen, denn nicht alle Mitarbeiter seien der deutschen Sprache mächtig.
Hintergrund des Konflikts: BIA hat keinen Tarifvertrag - und darum kämpfen IG Metall und Beschäftigte. Die Firmenleitung sieht sich außerstande, Tariflohn zu zahlen. Man sei dann nicht mehr wettbewerbsfähig, könne nicht mehr in Deutschland produzieren. Eine unverhüllte Drohung: Entweder seid ihr zufrieden mit dem, was ich euch gebe - oder ihr verliert eure Arbeit.
Der Großteil der Belegschaft, sagt IG Metall-Geschäftsführer Marko Röhrig, verdiene "weniger als 10 Euro die Stunde".
Das "Musterschreiben" erwies sich übrigens als Rohrkrepierer: Der erwartete Effekt trat nicht ein, im Gegenteil. Bei der IG Metall Remscheid-Solingen sind ausgefüllte Beitrittserklärungen eingegangen, die das Schreiben des Arbeitsgebers im Anhang hatten.
Homepage IG Metall Remscheid-Solingen
Bericht WDR-Lokalzeit Bergisches Land