Stahl - Opfer des Klimaschutzes?
Die Zukunft der Stahlindustrie war Thema des Politischen Nachtgebets gestern Abend in der Kreuzeskirche in Duisburg-Marxloh.
Duisburg ist der größte Stahlstandort Europas. Ist dieser Standort gefährdet, hat das bedrohliche Auswirkungen auf die gesamte Region - und weit darüber hinaus. Denn Stahl hat eine ungewöhnlich lange Wertschöpfungskette, die von der Automobil- und Bauindustrie bis in die Besteckschublade reicht. Sie erfasst nicht nur die betroffenen Beschäftigten, sondern auch die Verbraucher. Sie hat betriebs- und volkswirtschaftliche Bedeutung, bestimmt nicht nur das Schicksal eines Konzerns wie Thyssen-Krupp, sondern auch den nationalen Wohlstand.
In der Kreuzeskirche im Duisburger Stadtteil Marxloh war deshalb die Zukunft der Stahlindustrie Stahl Thema der Veranstaltungsreihe "Politisches Nachtgebet". Unstrittig ist, dass der Ausstoß von Treibhausgasen in erheblich reduziert werden muss, um die Erderwärmung zu begrenzen. Unstrittig auch, dass die Stahlbetriebe - letztlich prozessbedingt - Treibhausgase ausstößt. Sind Stahl und Klimaschutz also nicht miteinander vereinbar? Müssen die Stahlindustrie und die von ihr abhängigen Arbeitsplätze dem Klimaschutz geopfert werden? Denn dies droht, wenn es nach den Plänen der EU-Kommission geht. Der sogenannte Emissionsrechtshandel - die Berechtigung zum Ausstoß von CO2 - soll so stark verteuert werden, dass kaum Geld für Investitionen übrig bleibt. Und Betriebe, die nicht mehr investieren, gehen über kurz oder lang ein.
Steht der Stahlstandort Duisburg vor dem Aus? Obwohl Stahl - Stichwort Windkrafträder - die Voraussetzung für den Klimaschutz ist? Obwohl Stahl vielfach recycelbar ist und mehrfach den Weg von der Schmelze zum Schrottplatz geht? Und obwohl die deutsche und europäische Stahlindustrie die sauberste der Welt ist? Würde sie schrumpfen, kämen anderer Produzenten wie China noch stärker zum Zug, die keinem Emissionshandelsrecht unterliegen und sich im Wortsinne einen Dreck um den Klimaschutz scheren.
In der Kreuzeskirche plädierte der Leiter des IG Metall-Stahlbüros, Heiko Reese (Bild 2 und 8), deshalb wie in der vergangenen Aktionswoche "Stahl ist Zukunft" für einen fairen Wettbewerb beim Emissionshandel. In diesem Sinne äußerten sich auch die Arbeitsdirektoren von Thyssen-Krupp Steel Europe (TKSE) und Arcelor-Mittal, Thomas Schlenz (Bild 9) und Nicola Hirsch (Bild 11).