Tarifbindung stärken – Arbeitszeit gestalten
Am zweiten Tag der 20. Ordentlichen Bezirkskonferenz der IG Metall Nordrhein-Westfalen diskutierten die Delegierten die tarifpolitischen Schwerpunkte für die nächsten vier Jahre.
Vor den 300 Delegierten und Gästen sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall: „Eine entscheidende Gerechtigkeitsfrage für die Gesellschaft zeigt sich am Grad der Tarifbindung. Nur gut jeder zweite Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie arbeitet in einem tarifgebundenen Betrieb. Das hat massive Auswirkungen auf Einkommen, Arbeitszeit und Urlaubsansprüche. Tarifbindung ist die entscheidende Stellschraube für mehr Gerechtigkeit - deshalb ist die Erhöhung der Tarifbindung unser zentrales Ziel.“
Dies sei auch erforderlich, um die digitale Revolution der Arbeitswelt im Interesse der Beschäftigten mitzugestalten. „Vor allem die Arbeitszeitpolitik steht dabei im Fokus. Arbeitszeit muss beeinflussbar sein, wir müssen neue tarifliche Lösungen für sichere und planbare Arbeitszeiten finden. Klar ist: Jede geleistete Stunde muss erfasst und vergütet werden – egal ob am Band, im Büro, auf Montage oder im Homeoffice. Unser Ziel ist ein Mehr an selbstbestimmter Arbeitszeit, die Platz gibt für individuelle Anforderungen wie Kindererziehung, Pflege oder berufliche Weiterbildung“, sagte der Gewerkschafter.
Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen, unterstrich, dass die Diskussionen mit den Beschäftigten in den Betrieben den großen arbeitszeitpolitischen Handlungsbedarf zeigten. Endloses Arbeiten, rund um die Uhr, auch am Wochenende, Erschöpfung der Arbeitnehmer, räumliche und zeitliche Entgrenzung der Arbeit und Aufweichung der Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben drohten der neue Standard zu werden. Knut Giesler: „Diesen Handlungsdruck nimmt die IG Metall nun mit der Kampagne 'Mein Leben, meine Zeit: Arbeit neu denken' auf.“ Es gehe dabei vor allem darum, eine neue Balance zwischen den Bedürfnissen der Beschäftigten und den Flexibilisierungsinteressen der Betriebe zu finden. Giesler: „Beschäftigte sollen im Rahmen bestehender Gesetze und Tarifverträge selbst entscheiden können, wann und wie lange sie arbeiten.“ Zudem forderte der Bezirksleiter gesundheitsförderliche Arbeitszeiten, zum Beispiel mehr Pausen, da der Leistungsdruck auf und in der Arbeit zu stressbedingten Erkrankungen führe.
Mike Schürg
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