Aktuelles Metallhandwerke
19/06/2017

Das Handwerk der Zukunft ist digital

Der bezirkliche Handwerksausschuss der IG Metall NRW lud zu seiner Sitzung am 13. Juni 2017 in Sprockhövel IG Metall NRW Bezirkssekretär Reinhard Röhrig ein. Er referierte zu dem Thema „Handwerk 4.0 – Digitalisierung im Handwerk“.  Seit etwa drei Jahren trifft sich der Ausschuss regelmäßig, um sich über aktuelle Themen in der Handwerksbranche auszutauschen. Neben den tarifpolitischen Feldern, legt IG Metall NRW Handwerkssekretärin Carmen Schwarz bei den Sitzungen auch immer wieder einen betriebspolitischen Schwerpunkt.

Erste Erkenntnis, wenn es um das Thema „Digitalisierung im Handwerk“ geht: Das Handwerk hat sich schon stärker mit diesem Thema auseinandergesetzt als allgemein bekannt ist, sprich mit der digitalen Vernetzung und Selbststeuerung der innerbetrieblichen Prozesse und der Kundenbeziehungen. 69 Prozent der Handwerkbetriebe sehen darin eine Chance, nur neun Prozent ein Risiko. So das Ergebnis einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, an dem sich 500 Betriebe beteiligt haben.

Was ist 2030 im Handwerk los? 34 Prozent der Befragten glauben, dass dann 3D-Drucker selbstständig Kundenaufträge ausführen werden; 47 Prozent, dass Drohnen Ware ausliefern und 66 Prozent, dass Roboter harte, gefährliche oder eintönige Arbeiten erledigen.

Die öffentliche Diskussion zur Zukunft der Arbeit, sagte Reinhard Röhrig, schwanke „zwischen rosarot und pechschwarz“. Die Konsequenzen von Industrie 4.0 für die Beschäftigten seien umstritten. Die Behauptung, dass jeder zweite Arbeitsplatz verloren gehe, sei aber „nicht haltbar“.

Fest stehe, dass sich Anforderungen und Tätigkeiten künftig rascher ändern als bisher. Und das bedeutet? „Je höher die Qualifikation und je analytischer die Tätigkeit, desto niedriger die Gefahr des Austausches durch Maschinen“, sagte Röhrig.

Was taugen Vorhersagen überhaupt? Röhrig: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“ Dabei gebe es stets Entscheidungsalternativen – entweder gelte das Motto „Menschen nutzen Systeme“ oder das Motto „Systeme lenken Menschen“. Stichwort Arbeitsinhalt: Er kann entweder aufgewertet werden, indem die Beschäftigten mehr Einfluss auf die Gestaltung der Arbeit erhalten, oder er kann abgewertet werden, indem Aufgaben eng definiert und stark standardisiert werden. Stichwort Automation: Sie führt entweder zur Entlastung von belastenden und unattraktiven Tätigkeiten oder bloß zur menschenleeren Fabrik. Stichwort Arbeitszeit: Sie wird entweder verstärkt der Lebenssituation angepasst oder findet zu fast jeder Zeit an fast jedem Ort statt.

Auf die Frage, „was können wir tun?“, hat Reinhard Röhrig ein halbes Dutzend Antworten parat: „Gewerkschaftliche Strukturen stärken, Betriebsräte gründen und Mitglieder gewinnen. Dafür sorgen, dass das Arbeitszeitgesetz und andere Schutzrechte nicht angetastet werden und andererseits Ausbildungsinhalte weiterentwickelt werden. Außerdem: Betriebsräte qualifizieren und Beschäftigte beteiligen!“

Röhrig arbeitet im Projektteam „Arbeit 2020“ der IG Metall-Bezirksleitung. „Arbeit 2020“ ist ein Projekt der IG Metall und des DGB in Nordrhein-Westfalen und das Pilotprojekt der „Allianz für Wirtschaft und Arbeit 4.0“ der Landesregierung. Es wird vom Landesarbeitsministerium und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) mitfinanziert.

Dabei gehe es „um mehr als Technik“, sagte Röhrig. Nämlich darum, in Sachen Digitalisierung „gemeinsam mit Betriebsrat und Geschäftsführung Handlungsfelder zu erarbeiten, die Gestaltungskompetenz der Arbeitnehmervertreter zu stärken, die Ängste in der Belegschaft zu thematisieren und die Chancen innovativer Technik zu diskutieren.“

Tags Metallhandwerke