Gier kostet 371 Arbeitsplätze
Weihnachten ist für 371 Beschäftigte in Mönchengladbach gelaufen: General Electric (GE) will sein Transformatorenwerk schließen.
21. Dezember, IG Metall-Protestkundgebung vor dem GE-Werk an der Rheinstraße. Mehrere hundert Beschäftigte sind gekommen, Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker, auch Vertreter der Kirchen, zudem Journalisten, Fotografen und Kameraleute. Die Stimmung ist wie das Wetter: trüb. Regen liegt in der Luft, der Himmel ist verhangen.
Die Hiobsbotschaft trifft am 7. Dezember ein: Der US-Mischkonzern GE kündigt an, in Deutschland 1600 Stellen zu streichen. GE Grid Solutions in Mönchengladbach soll 2019 sogar ganz geschlossen, die Produktion nach Großbritannien und in die Türkei verlagert werden. Als Gründe für den Stellenabbau nennt der Siemens-Konkurrent vor allem den Preisdruck und die schwache Nachfrage nach konventionellen Kraftwerken.
Der IG Metall-Bevollmächtigte Raimund Strauß nennt die GE-Ankündigung „kaltschnäuzig“. Obwohl das Werk schwarze Zahlen schreibt, voll ausgelastet und profitabel ist, solle es dicht gemacht werden, „weil die Aktionäre Druck machen“. Der Betriebsratsvorsitzende Falk Hoinkis spricht von einer „Schockstarre“, die der GE-Beschluss bei ihm und in der Belegschaft kurzzeitig verursacht hat.
Doch dann klingelt das Telefon: Es kommen Anrufe aus dem Rathaus, dem Düsseldorfer Landtag und aus Berlin – die Mönchengladbacher SPD-Bundestagsabgeordnete Gülistan Yüksel meldet sich (sie hat für Mitte Januar ein Treffen mit Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries und Vertretern der US-Botschaft organisiert). Der Stadtrat verabschiedet eine Resolution. Betriebsratsvorsitzender Hoinkis ist begeistert: „Wir müssen nirgendwo anklopfen; wir werden gebeten zu kommen!“
Nur einmal wird Hoinkis laut – und böse: Er warnt das Management. Sollte es Kaufinteressenten für das Werk geben, dann solle die Geschäftsführung sie nur ja nicht abweisen, „sonst brennen hier die Tonnen, dann legen wir die Innenstadt lahm und zeigen Euch, wo der Hammer hängt!“ Hintergrund dieser Warnung: GE schließt lieber Werke als sie an Konkurrenten zu verkaufen. Das sei schon passiert, sagt der Betriebsratsvorsitzende, und dürfe sich in Mönchengladbach nicht wiederholen.
In Düsseldorf sagt IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler der Rheinischen Post, der geplante Stellenabbau sei „völlig inakzeptabel“. Auf Kosten der Beschäftigten solle kurzfristig Profit maximiert werden. Die IG Metall NRW fordere eine Investitionsstrategie statt Stellenabbau.
Giesler appelliert an die NRW-Landesregierung, sich einzuschalten: „Nach Thyssen-Krupp und Siemens folgt nun General Electric. Jetzt ist die Landesregierung gefordert. Sie muss sich endlich entscheiden, ob sie dem Ausverkauf von industrieller Wertschöpfung in NRW weiter tatenlos zuschaut, oder ob sie sich im Sinne der Beschäftigten in diese Prozesse einschaltet."