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19/06/2017

Kfz-Beschäftigte bleiben hart

  • Protest bei KaR in Bonn - 10 Fotos Stephen Petrat
  • KFZ-Beschäftigte bei KAR bleiben hart - 10 Fotos Stephen Petrat

Eine Belegschaft gibt nicht auf: Zum zweiten Mal streiken die Kfz-Beschäftigten von Kar in Bonn – und die Geschäftsführung bebt vor Zorn.

Mehrere Dutzend Kfz-Handwerker stehen heute Morgen, 19. Juni, auf der Bonner Automeile vor RKG/Mercedes-Benz. Sie kommen von Kar in Mehlem/Bad-Godesberg, aber hier, in der Bornheimer Straße, sitzt ihre Geschäftsführung. Und der haben sie etwas zu sagen: „Wir wollen auch einen Tarifvertrag“ steht auf ihren T-Shirts. Kar gehört zur RKG-Gruppe – und dort gilt ein Tarifvertrag.

Wer an der Bornheimer Straße steht, wird wahrgenommen. Diese Straße ist eine der ganz großen Einfallstraßen in die ehemalige Bundeshauptstadt. Die Lokalpresse ist vor Ort. Und alle Autofahrer, die an den Männern im Blaumann vorbeifahren, lesen, was auf den Plakaten neben den roten IG Metall-Schirmen steht: „Achtung! Hier beginnt die Sparzone! Hier spart man am Lohn.“ Das möchte kein Firmeninhaber lesen.

Wer Ohren hat, hört, was die Siegburger Gewerkschaftssekretärin Petra Brosowski (Foto 4) per Megafon zu sagen hat: Die Kar-Belegschaft fordert seit langem einen Haustarifvertrag – die Geschäftsführung aber ließ die Verhandlungen Ende April platzen (ohne Angabe von Gründen). Am 8. Mai streikten die Beschäftigten zum ersten Mal. Danach bot der Arbeitgeber an, per Betriebsvereinbarung Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu zahlen. Das lehnte die Belegschaft jedoch ab. Denn laut Betriebsverfassungsgesetz können „Arbeitsbedingungen, die durch Tarifverträge geregelt werden, nicht Gegenstand einer Betriebsvereinbarung sein.“

Daraufhin stellte der Arbeitgeber mündlich eine „Gesamtzusage“ in Aussicht. Die liegt seit 14. Juni schriftlich vor. Bis auf einige Merkwürdigkeiten – die Beschäftigten sollen in der Woche 1,5 Stunden umsonst arbeiten – entspricht sie dem Tarifvertrag. Mit einem kleinen, aber entscheidenden Unterschied: Die „Gesamtzusage“ kann jederzeit gekündigt und widerrufen werden, ein Tarifvertrag nicht, auf ihn haben vielmehr alle Mitglieder der IG Metall einen Rechtsanspruch.

Die Betriebsratsvorsitzenden der Firmen Step G und Sulzer Pump Solutions, Wilfried Zimmer und Christophe Hassenforder – beide Mitglied des Ortsvorstands der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg – unterstützen den Warnstreik. „Ihr seid wirklich klasse – Hut ab“, ruft Zimmer (Foto 6), „einen Warnstreik zu organisieren ist nicht selbstverständlich.“ Hassenforder (Foto 7) sagt: „Wenn ich als Kunde viel Geld ausgebe in einem Autohaus, dann will ich, dass die Kollegen dort anständig bezahlt werden.“ Die Düsseldorfer IG Metall-Bezirkssekretärin Carmen Schwarz (Foto 9), zuständig fürs Kfz-Handwerk, ruft: „Zusammenhalt ist nicht bloß ein Wort – es fühlt sich gut an!“

Um 8:30 Uhr, kurz vor Beginn des Warnstreiks – die Kar-Beschäftigten aus Mehlem sind noch nicht eingetroffen – stürmt eine Frau auf den IG Metall-Bevollmächtigten Michael Korsmeier (Foto 10) zu; es ist die sichtlich aufgebrachte Personalchefin von RKG: „Wen bestreiken Sie hier?“ Korsmeier: „Niemanden, wir stehen auf der Straße, das ist öffentlicher Raum.“ – „Dann nehmen Sie Ihre Fahne von unserem Firmenmast; sonst veranlasse ich, dass die Polizei das macht.“ Ein Metaller nimmt die Fahne ab. Korsmeier ruft der Personalchefin hinterher: „Können wir sonst noch was für Sie tun?“

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