Verhandlungsergebnis angenommen
Die IG Metall-Tarifkommission für die nordwestdeutsche Stahlindustrie hat das Verhandlungsergebnis vom 17. März angenommen.
Offen, kritisch, konstruktiv: So diskutierten die Tarifkommissionsmitglieder heute, am 29. März, in Sprockhövel das Verhandlungsergebnis, das in der Nacht vom 16. auf den 17. März in Düsseldorf zustande gekommen war. Die Abstimmung war eindeutig: 42 Ja- und vier Nein-Stimmen.
Zwei Punkte zogen sich wie in ein roter Faden durch die einstündige Debatte, an der sich 16 Kommissionsmitglieder beteiligten: Die Schlagzeile der „stahlnachrichten“ vom 20. März („4 % in zwei Schritten“) und die Laufzeit des Tarifvertrags (22 Monate).
Statt „4%“ hätte man 2,3 plus 1,7 Prozent schreiben sollen. Die „4“ habe eine Diskussion im Betrieb losgetreten, „die wir nicht brauchen“, sagte einer der Diskussionsteilnehmer von Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE). IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Knut Giesler bat um Entschuldigung für die 4-%-Schlagzeile. „Das klingt nach Schönreden – und das wollen wir nicht.“
Viele Diskutanten berichteten, dass die lange Laufzeit bei den Vertrauensleuten im Betrieb schlecht angekommen sei. Die lange Laufzeit sei aber „kein Grund, alles in Schutt und Asche zu reden“. Andere berichteten, dass man sich bei den Prozenten „mehr erhofft“ habe, gleichwohl aber mit dem Kompromiss gut leben könne.
Mitglieder der Verhandlungskommission erzählten, dass die chronologische Darstellung der nächtlichen Verhandlung bei ihren Vertrauensleuten zur Akzeptanz des Verhandlungsergebnisses beigetragen habe. In der Diskussion wurde auch daran erinnert, dass in der ersten Tarifkommissionssitzung Mitte November 2016 diskutiert worden ist, ob in dieser Tarifrunde mehr Beschäftigungssicherung gefordert werden solle – und ob Entgelt überhaupt ein Thema sei! Jetzt habe sich die wirtschaftliche Lage aufgehellt, doch man wisse nicht, ob das „ein Aufbruch“ sei oder „ein Zwischenhoch“. Außerdem werde oft ausgeblendet, dass auch die Verlängerung der Altersteilzeit den Arbeitgebern Geld koste.
Auch an das Selbstverständnis als Mitglied der Tarifkommission wurde von dem ein oder anderen Diskussionsteilnehmer erinnert: „Ich bin hier nicht der Vertreter meines Standorts, sondern muss bei meiner Entscheidung die gesamte Stahlindustrie im Blick haben!“ Daran knüpfte Verhandlungsführer Knut Giesler in seinem Schlusswort an: „Wir tragen Verantwortung für die Branche, nicht für eine Belegschaft. Und gemeinsam müssen wir am Ende des Tages entscheiden, ob das Verhandlungsergebnis tragbar ist oder nicht.“
Die Redner: Klaus Wittig (Thyssenkrupp Steel Europe, Duisburg-Hamborn/Beeckerwerth), Bernd Nixdorff (Georgsmarienhütte), Werner von Häfen (Thyssenkrupp Steel Europe, Duisburg-Hüttenheim), Klaus Hering (Arcelor Mittal, Bremen), Ralf Winkelhane (HKM Duisburg), Dirk Stüter (Doncasters Bochum), Frank Schulz (Europipe/Vallourec, Mülheim/Ruhr), Jürgen Mockenhaupt (DEW Siegen), Günter Back (Thyssenkrupp Steel Europe, Duisburg-Hamborn/Beeckerwerth), Michael Schroers (Arcelor Mittal Duisburg-Ruhrort) und Knut Giesler (IG Metall-Bezirksleiter NRW und Verhandlungsführer).