31.000 Beschäftigte im Warnstreik
Über 31.000 Beschäftigte aus 140 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen legten heute, am 9. Januar, die Arbeit nieder.
Die große Beteiligung an den Warnstreiks mache deutlich, dass die Beschäftigten mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit wollten, sagte IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler. „Die Beschäftigten arbeiten gerne. Aber sie wollen auch mal kürzer treten können, wenn es ihre Lebensumstände erfordern. Das darf keine Frage des Geldbeutels sein. Damit sich auch Beschäftigten in den unteren Lohngruppen kürzere Arbeitszeiten leisten können, wenn sie sich um ihre Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmern wollen, fordern wir einen festen Betrag als Entgeltzuschuss für alle.“
Als erste traten heute die Beschäftigten von Alu Norf in Neuss in den Ausstand. Mit Fackeln zogen sie um 4 Uhr in der Nacht zur Kundgebung. Der IG Metall-Bevollmächtigte von Düsseldorf-Neuss, Karsten Kaus, und IG Metall-Sekretär Volker Consoir betonten die historische Bedeutung dieser Tarifrunde. Sie verglichen den Entgeltzuschuss, der bei Arbeitszeitverkürzung wegen Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen gezahlt werden soll, mit Errungenschaften wie dem Urlaubsgeld und der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
In der Festhalle von Düren-Birkesdorf kamen ab 6 Uhr mehrere hundert Beschäftigte zum Warnstreikfrühstück zusammen. „Wer Fachkräfte gewinnen will, muss ihnen Arbeitszeiten anbieten, die zum Leben passen“, sagte der Dürener IG Metall-Bevollmächtigte Paul Zimmermann. In sieben Betrieben traten fast 600 Beschäftigte in den Warnstreik.
In Gelsenkirchen demonstrierten um 7 Uhr 450 Beschäftigte aus zwölf Betrieben für ihre Tarifforderungen; die Arbeit ruhte vier Stunden lang.
Vor Philips in Aachen erklärte der IG Metall-Bevollmächtigte Achim Schyns, die Gewerkschaft fordere nicht nur ein Recht auf kurze Vollzeit, sondern auch das Recht auf Rückkehr in Vollzeit. Der Gesetzgeber habe das nicht geregelt, „jetzt müssen wir das in die Hand nehmen“, sagte Schyns vor knapp 200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
In Wegberg bei Mönchengladbach versammelten sich vor dem Testgelände für Schienenfahrzeuge von Siemens schätzungsweise 150 Beschäftigte. Der IG Metall-Bevollmächtigte von Mönchengladbach, Reimund Strauß, warf den Arbeitgebern vor, „unverschämt und respektlos“ zu sein. Sie hatten den Zuschuss für Arbeitszeitverkürzung wegen Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen als „Geld für Nichtstun“ bezeichnet.
Den mit 1600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern größten Protestmarsch organisierte die IG Metall-Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen. Auf dem Vendomer Platz in Gevelsberg kritisierte die IG Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader das Entgeltangebot der Arbeitgeber (sie hatten in der zweiten Verhandlung am 14. Dezember eine Tariferhöhung von zwei Prozent angeboten, die IG Metall fordert sechs). Clarissa Bader: „Die Wirtschaft brummt, das Geld für eine ordentliche Lohnerhöhung ist da – es ist nur in den falschen Händen!“