92 Prozent sagen Ja zum Stahltarif
92,2 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei Thyssen-Krupp Steel haben dem Tarifvertrag Zukunft Stahl zugestimmt. Er sichert die Arbeitsplätze bis 2026.
Auf einer Pressekonferenz in der IG Metall-Bezirksleitung Düsseldorf stellten heute der ehemalige IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel und IG Metall-Sekretär Markus Grolms das Abstimmungsergebnis vor. Wetzel ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp Steel Europe (TKSE), Grolms stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Thyssen-Krupp AG.
„Das ist ein guter Tag für die Beschäftigten bei Thyssen-Krupp Steel“, sagte Grolms. Für den Fall, dass die Stahlsparten von Thyssen-Krupp und Tata ein Joint Venture („gemeinsames Wagnis“) eingehen, bietet das am 22. Dezember erzielte Verhandlungsergebnis einen umfangreichen Schutz. Für den Zeitraum von neun Jahren – bis 30. September 2026 – sind betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen ausgeschlossen. Zudem hat sich Thyssen-Krupp verpflichtet, in jedes Jahr mindestens 400 Millionen Euro in die Stahlstandorte zu investieren. Des Weiteren ist geregelt, dassThyssen-Krupp sich für sechs Jahre zu 50 Prozent an dem Joint Venture mit Tata beteiligt.
Neun Jahre keine Kündigungen, neun Jahre keine Standortschließungen – das hat es auch im Stahl so noch nie gegeben. Als große Enttäuschung bewertet die IG Metall, dass der Sitzung des Gemeinschaftsunternehmens Amsterdam werden soll, womit die Montanmitbestimmung verloren geht.
An der Abstimmung über das Verhandlungsergebnis vom13. Januar bis 3. Februar konnten sich 21.007 IG Metall-Mitglieder an 13 Standorten teilnehmen. Die Wahlbeteiligung betrug 71,3 Prozent. Davon haben 92,2 Prozent dem Verhandlungsergebnis zugestimmt. Für das Mitgliedervotum gab es noch eine besondere Hürde: Es musste nicht nur die Mehrheit zustimmen, sondern auch jeder Standort.
Zur Begründung dieser ungewöhnlichen Abstimmung sagte Grolms: „Wir haben das Verhandlungsergebnis gemeinsam erkämpft, dann sollen auch alle entscheiden, ob es akzeptabel ist.“ Bei den Beschäftigten kam das sehr gut an: 550 traten seit Beginn der Abstimmung der IG Metall bei.
Die Abstimmung bedeutet keine Zustimmung zur Fusion, sagte Detlef Wetzel. Darum geht es jetzt im zweiten Schritt. Sobald der Thyssen-Krupp-Vorstand den Business-Plan für das Joint Venture vorlegt, gibt die Arbeitnehmerseite zwei Gutachten in Auftrag. Das eine soll das Risiko der Pensionslasten einschätzen, die Tata in das Unternehmen einbringt, das anderer die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Unternehmens. Das Joint Venture müsse einem Stresstest standhalten, sagte Markus Grolms: „Was ist, wenn plötzlich die Stahlpreise wegrauschen, fällt die Gesellschaft dann nach einem Jahr um?“ Detlef Wetzel formulierte die Anforderungen so: „Kann das neue Unternehmen seine Schulden abtragen, die Eigenkapitalquote erhöhen und die Investitionen von 400 Millionen Euro erwirtschaften?“