Die Warnstreiks haben begonnen
Die Warnstreiks in der Metallindustrie von NRW haben begonnen. Zum Beispiel in Iserlohn, Paderborn und Bielefeld.
Als erste in Nordrhein-Westfalen legten die Beschäftigten von Kirchhoff Automotive in Iserlohn um Mitternacht für eine Stunde die Arbeit nieder. Der Betrieb produziert vorrangig Chassis- und Antriebskomponenten für die Nutzfahrzeugindustrie. Iserlohn ist zudem Sitz der Kirchhoff-Gruppe. Das Unternehmen ist seit vier Generationen im Besitz der Familie Kirchhoff und erzielte 2016 mit weltweit 11.500 Beschäftigten einen Umsatz von fast zwei Milliarden Euro. Arndt Kirchhoff ist Verhandlungsführer der Metallarbeitgeber in Nordrhein-Westfalen; sein Verhandlungspartner auf gewerkschaftlicher Seite ist IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler.
„Die Arbeitgeber haben die Warnstreiks mit ihrem bisherigen Verhalten am Verhandlungstisch provoziert. Das Angebot von zwei Prozent mehr Geld und eine Einmalzahlung von 200 Euro trägt in keiner Weise der sehr guten wirtschaftlichen Situation der Branche Rechnung“, sagte Giesler im Vorfeld. Die IG Metall fordert für die 700.000 Beschäftigten in NRW eine Entgelterhöhung von sechs Prozent ab Januar und den individuellen Anspruch auf Verkürzung der Arbeitszeit. Jeder Arbeitnehmer soll das Recht haben, bis zu sieben Stunden in der Woche weniger zu arbeiten, befristet auf zwei Jahre. In besonderen Fällen - bei Schichtarbeit oder der Betreuung von Kindern und der Pflege von Angehörigen - soll es dann einen finanziellen Zuschuss geben.
"Bundesweit bieten nur zehn Prozent der Betrieben Regelungen zur Arbeitszeitverkürzung wegen Kindererziehung und Pflege an", erklärte die IG Metall-Bevollmächtigter des Märkischen Kreises, Gudrun Gerhardt, heute Nacht vor Kirchhoff. "Und verbindliche Ansprüche für Schichtarbeiter, um mal kürzer zu treten, gibt es nur in acht Prozent der Unternehmen."
In Paderborn streikten Beschäftigte von Claas Industrietechnik und HDO Druckguss- und Oberflächentechnik. Der IG Metall-Bevollmächtigte Carmelo Zanghi bezeichnete das 2-Prozent-Angebot der Arbeitgeber als "Provokation". Bis zur dritten Tarifverhandlung am 18. Januar in Neuss will die IG Metall die Beschäftigten aus über 500 Betrieben in NRW zu mehrstündigen Warnstreiks aufrufen.
Bei Gestamp in Bielefeld rückte kurz nach 23 Uhr die komplette Nachtschicht aus und zog trotz Minusgraden vor das Verwaltungsgebäude der Firma. Die IG Metall-Bevollmächtigte Ute Herkströter stellte vor rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Demonstration die rhetorische Frage: "Wer bestimmt über die Arbeitszeiten? Allein die Arbeitgeber? Oder endlich auch mal wir, die Beschäftigten und ihre Familien?"