Metaller stimmen Stahlfusion zu
Der Aufsichtsrat von thyssenkrupp hat die Stahlallianz mit Tata beschlossen – mit Zustimmung der Arbeitnehmerbank.
Essen, 29. Juni: Der Stahlkrimi ist zu Ende. Nach mehr als zweieinhalb Jahren heftiger Auseinandersetzungen fusionieren die Stahlsparten von Thyssen-Krupp und Tata. Noch am Vortag war das nicht sicher. Und so heißt die neue Gemeinschaftsunternehmen (Joint Venture), für das beide Gesellschafter gleichermaßen die Verantwortung tragen: „thyssenkrupp Tata Steel“.
Die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat erfolgte aus mindestens sieben Gründen:
►Das Joint Venture ist grundsätzlich wirtschaftlich tragfähig. Das haben Gutachter bestätigt, auch für den Fall eines Rückgangs der Stahlkonjunktur.
►Der Pensionsfonds von Tata Steel in Großbritannien ist hinreichend gedeckt, die Risiken sind gering. Sie könnten vom Joint Venture selbst getragen werden.
►Das Joint Venture muss für eventuelle Strafen wegen Umweltverstößen von Tata Steel nicht haften.
►Der Wertunterschied zwischen Thyssen-Krupp Steel und Tata Steel wird ohne zusätzliche Verschuldung des Joint Venture geschlossen.
►Tata Niederlange wird am Liquiditätsausgleich (Cash Pooling) im Joint Venture teilnehmen.
►Die Teilnahme von Tata Steel Niederlande am Cash Pooling der neuen Gesellschaft.
►Der Tarifvertrag „Zukunft Stahl“, dem 92 Prozent aller IG Metall-Mitglieder zugestimmt haben, schließt betriebsbedingte Kündigungen bis September 2026 aus. Er garantiert Investitionen von jährlich 400 Millionen Euro und eine Beteiligung von Thyssen-Krupp am Joint Venture für mindestens sechs Jahre.
Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp, Markus Grolms, sprach heute von einem Erfolg der Mitbestimmung. „Dieses Joint Venture ist besser als das, das ohne Beteiligung der Arbeitnehmerseite zustande gekommen wäre.“
Der Konzernbetriebsratsvorsitzende Willi Segerath sagte: „Die Stahlfusion mit Tata war nie unser Wunsch. Aber sie ist die bessere Alternative; es kann doch nicht sein, dass Thyssen-Krupp wie ein Gebrauchtwagen ausgeschlachtet wird und die Menschen auf dem Schrottplatz landen.“
Für den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von Thyssen-Krupp Steel, Tekin Nasikkol, sind die wichtigsten Ziele erreicht worden: „Unser Ziel war immer, die Arbeitsplätze und Standorte zu sichern, die Interessen der Kolleginnen und Kollegen zu wahren und alle IG Metall-Mitglieder zu beteiligen. Das ist, denke ich, weitestgehend gelungen.“
Den gesamten Prozess – die Dauer der Fusionsdebatte und der Fusionsverhandlungen – war „eine Zumutung für die Belegschaft, die Betriebsräte und die IG Metall“, sagte Detlef Wetzel, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssen-Krupp Steel und ehemalige IG Metall-Vorsitzende. „Wir erwarten, dass die Vorstände von Thyssen-Krupp und Thyssen-Krupp Steel jetzt alles daransetzen, verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen.“
Knut Giesler, der IG Metall-Bezirksleiter von NRW, hat auch eine Idee, wie das Vertrauen zurückgewonnen werden kann: „Nachdem die Fusion nun beschlossen ist, gilt es den Tarifvertrag ‚Zukunft Stahl‘ mit Leben zu füllen. Thyssen-Krupp muss die dort festgeschriebenen Investitionszusagen für den Stahlbereich einlösen, um diesen zukunftsfähig aufzustellen. Nur so kann der Konzern verloren gegangenes Vertrauen wiederherstellen und langfristig Sicherheit für die Beschäftigten schaffen.“