Aktuelles Metall & Elektro
02/02/2018

Stimmung wird immer besser

  • Warnstreik bei Schmidt + Clemens, Lindlar / 9 Fotos: Norbert Hüsson
  • Ein Schneemann bewacht den Eingang von S+C / Foto: IG Metall
  • Warnstreik bei Flender in Bocholt / 6 Fotos: Sven Betz
  • Warnstreik bei Gildemeister, Bielefeld / 3 Fotos: Manfred Horn

Eine starke Bilanz nach drei Tagen ganztägiger Warnstreiks: 63.600 Beschäftigte  haben die Arbeit niedergelegt, 68 Betriebe wurden bestreikt. 

Freitagmorgen, 2. Februar, Lindlar bei Gummersbach: Es nieselt, der Himmel ist grau, am Waldrand liegen Schneereste. Das Gelände der Edelstahlgießerei Schmidt + Clemens (S+C) an der L 97 ist menschenleer. Die stehen heute vor dem Tor und tragen Westen mit der Aufschrift „Wir streiken!“ Metaller haben in aller Frühe drei rote Pavillons links und rechts der Einfahrt zum Werk aufgestellt. Im 5 x 8 Meter großen Hauptzelt ist es kuschelig warm, ein Heizstrahler und Musik non-stop heben die Laune, man steht eng gedrängt, trinkt Kaffee oder Kinderpunsch, es gibt nicht nur belegte Brötchen, auch Puddingteilchen, Striezel mit Marzipan und „Schnecken“, ja sogar Obst – roten Trauben, Mandarinen und Birnen. In einer Stunde wird der Würstchengrill angeworfen. „Streiken muss Spass machen“, sagt Streikleiter Norbert Lenski von der IG Metall-Geschäftsstelle Gummersbach.

560 Beschäftigte produzieren bei S+C rund um die Uhr Edelstahl-Systemkomponenten aus Form- und Schleuderguss. „Die letzte Nachtschicht ist um sechs Uhr rausgegangen, seitdem ruht der Betrieb“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Thomas Geilhaupt. Sogar zwei Drittel der Angestellten sei nicht zur Arbeit erschienen – einige mehr als beim letzten Warnstreik“, sagt er, „da hat sich was entwickelt.“ Wieso das? Über die Tarifforderungen, antwortet Geilhaupt, sei so viel diskutiert worden wie nie. Zudem seien die Forderungen die passende Antwort auf die Beschäftigtenbefragung bei S+C: „Die Leute wollen selbstbestimmte Arbeitszeiten“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Trotzdem habe er nicht erwartet, dass der erste ganztägige Warnstreik „so einschlägt“. 

Mehrere Dutzende Warnstreikende treten vor die Schranke, haken sich unter und versperren symbolisch den Einfahrt. Peter Pütz steht an der Pforte, vor dem Personaleingang. Er alleine genügt. An dem 1,90-Meter-Mann, 141 Kilo schwer, kommt niemand vorbei.

Gute ist die Stimmung auch beim Getriebehersteller Flender in Bocholt. Einige Metaller tanzen vor einem brennenden Feuerkessel, andere veranstalten eine Polonaise vor dem Werk, wieder andere Laola-Wellen. 

Beim Maschinenbauer Gildemeister in Bielefeld stehen die Warnstreikenden im Schneeregen – der guten Laune schadet das nicht. Das Drehkreuz am Eingang ist mit Absperrband und zwei IG Metall-Fahnen blockiert.

Heute sind 16 Betriebe in NRW bestreikt worden, 21.000 Beschäftigte waren im Ausstand. 

IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler sagte in Düsseldorf: „Die Bilanz nach drei Tagen ist sensationell. Die Beschäftigten sind engagiert und hoch motiviert. Sie stehen voll und ganz hinter unseren Forderungen. Die Arbeitgeber sollten erkennen, dass sie gegenüber ihrem letzten Angebot deutlich nachlegen müssen. Dann können die Verhandlungen am kommenden Montag fortgesetzt werden. Andernfalls ist die IG Metall zur Ausweitung der ganztägigen Warnstreiks oder für eine Urabstimmung und flächendeckende Streiks bestens aufgestellt.“

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