Dann halt im Stadion
Tarifkampf geht auch in Corona-Zeiten. Das zeigen die Beschäftigten bei Borbet in Solingen. Im örtlichen Stadion wählten sie eine Tarifkommission.
Die IG Metall hatte dazu die örtliche Jahnkampfbahn gemietet, denn „woanders bekommen wir 400 Leute corona-bedingt nicht unter“, sagt Marko Röhrig, Geschäftsführer der IG Metall in Solingen. Im Stadion hingegen war genug Platz, um Abstand zu halten. Und die Laune war auch gut.
Hintergrund der Aktion: Der Arbeitgeber hatte den Tarifvertrag gekündigt. Damit wollte er vor allem die Zuschläge für die Vollkonti-Schichten sparen. Rund 1000 Euro netto machen die im Monat aus, in der Spitze sogar bis zu 1400 Euro. Nicht mit uns, sagen die Beschäftigten des Leichtmetallräder-Herstellers Borbet in Solingen – und haben den Kampf um ihren Tarifvertrag aufgenommen.
„Der Arbeitgeber will Kosten sparen“, erläutert Marko Röhrig, „da kommt ihm die Corona-Krise gerade gelegen.“ Nach dem Motto: Jetzt, wo die Zeiten gerade für Automobilzulieferer rau sind, kann man es ja mal probieren. „Sicherlich spekuliert der Arbeitgeber darauf, dass wir als IG Metall in Zeiten von Kontaktbeschränkungen schwieriger mobilisieren können“, sagt Metaller Röhrig, „aber da hat er sich geschnitten“. Denn die 700-köpfige Belegschaft in dem Werk in Solingen ist eine kampffähige Truppe, „die lassen sich nichts vom Brötchen nehmen“.
Viele Beschäftigte sind in die IG Metall eingetreten, und außer in Solingen wählen auch die Beschäftigten an den anderen drei Standorten Tarifkommissionen, darunter auch am Standort im nordrhein-westfälischen Medebach-Hesborn. Die kämpferischen Metall-Mitglieder drehen den Spieß um: Sie kämpfen um Tarifbindung an allen Standorten bundesweit; bislang war nur Solingen tarifgebunden.
Notfalls kämpfen Metallerinnen und Metaller eben auch mit Schutzmaske und unter Beachtung von Abstandregeln.