Demo und Konzert im Autokino
Aktive der IG Metall treffen sich trotz Corona-Krise – im Autokino zu einer Konferenz mit anschließendem Konzert.
Ein Dankeschön sollte es sein, eine kleine Aufmerksamkeit für alle Metallerinnen und Metaller, die in den vergangenen Monaten so viel geleistet haben. Die sich für ihre Kolleginnen und Kollegen eingesetzt haben. Ein Danke an Betriebsräte, Vertrauensleute, andere Aktive der IG Metall. Und eine Möglichkeit, sich endlich mal wieder zu treffen. Schließlich ist es das, was uns allen so fehlt: der Austausch. Und mal wieder ein bisschen Kultur täte auch gut. Joris würde spielen, später.
Und so fahren Metallerinnen und Metaller in ihren Autos auf große Parkplätze an drei Orten in Nordrhein-Westfalen, in Mönchengladbach, in Bielefeld und in Dortmund. Auf der Bühne steht Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall, im Interview mit Moderatorin Katja Leistenschneider, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hören ihn aus ihren Autoradios. „Ich bin stolz, dass es Corona nicht schafft, dass wir uns nicht treffen“, sagt er und erntet lautes Hupen.
Es nervt aber auch, dieses Virus. Man kann sich nicht treffen, oder jedenfalls nur eingeschränkt. Für alle ist das ein Problem, aber für eine Gewerkschaft erst recht. Schließlich lebt Gewerkschaft von Gemeinschaft. Also dann: Machen wir eine Veranstaltung im Autokino-Format, dachte sich die IG Metall NRW. Auch wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wegen der Hygiene-Regeln im Auto bleiben müssen: Wenigstens mal wieder unter Seinesgleichen sein, ein paar Dinge bereden. Auch wenn es keine riesigen Massenveranstaltungen werden können: Immerhin kommen rund 300 Autos pro Autokino-Veranstaltung, jeweils rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, viele haben ihre Kinder mitgebracht. Macht in der Summe rund 3000. Gewerkschaft lebt, auch in Zeiten der Pandemie. Und am Eingang gibt es Popcorn für alle.
Auf der Bühne laufen Videos von Betriebsräten, sie berichten über ihre Erfahrungen in der ersten Corona-Phase, über Probleme, darüber, was jetzt zu tun ist. „Wir lassen nicht zu, dass Corona zu billigen Mitnahmeeffekte führt “, sagt Knut Giesler. Manchen Arbeitgeber wollen die Pandemie nutzen, um Tarife anzugreifen oder Personal abzubauen. „Nicht mit uns“, sagt Giesler, „nicht mit der IG Metall.“ Lautes Hupkonzert.
Corona bietet auch Chancen. „Die Pandemie hat bewiesen, wie verletzlich unsere Wertschöpfungsketten sind“, sagt Knut Giesler. „Wir haben die Chance, Wertschöpfung nach Deutschland zurückzuholen. Wenn die Arbeitgeber die Chance nicht verschlafen. Denn das ist dann der nächste Skandal: Wegen der Pandemie fahren sie ihre Ausbildung zurück. „Wer so etwas tut, macht sich den Facharbeitermangel von morgen selber“, sagt Knut Giesler. Besonders lautes Hupen.
Corona, das wird auf den Veranstaltungen klar, wirft Fragen auf. Fragen der Steuergerechtigkeit. Oder nach gerechter Verteilung von Arbeit, etwa über eine Vier-Tage-Woche. Es liegt Einiges vor uns, betont Giesler. Deshalb: „Gewerkschaft muss stark bleiben.“
Jetzt kommt die Kultur. Joris, der sympathische Sänger leiser Töne, tritt auf. Die Autoradios werden lauter gestellt. Joris singt „Glück auf“, seine Neuinterpretation eines alten Liedes der Arbeiterbewegung. Das passt. Die Menge hupt.