Die Transformation der Industrie braucht einen aktiven Staat und eine vorausschauende Tarifpolitik
Essen – Anlässlich des Tags der Arbeit machte der Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, deutlich, dass die IG Metall sich für ein industrielles Entwicklungsmodell einsetze, das demokratisch, sozial und ökologisch ist und damit wirtschaftlichen Wohlstand, gute und sichere Arbeit und eine lebenswerte Umwelt verbinde.
Giesler führte aus: „Die nahe Zukunft wird darüber entscheiden, ob Digitalisierung und Dekarbonisierung zu mehr oder zu weniger Wohlstand in unserem Land führen. Für eine positive Entwicklung müssen die Betriebe umgebaut werden. Essenziell dabei ist, dass Politik Planungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit für umfangreiche Technologie- und Infrastrukturinvestitionen sicherstellt. Es braucht einen aktiven Staat, der Genehmigungsverfahren beschleunigt und massiv in den Ausbau der Infrastruktur investiert. Konkret bedeute dies zum Beispiel, dass gute Rahmenbedingungen für einen Wasserstoff-Heimatmarkt geschaffen würden, zum Beispiel durch den Ausbau Erneuerbarer Energien, der Transport- und Speicherinfrastruktur und beschleunigter Planungs- und Genehmigungsverfahren.“
Der Gewerkschafter wies auch darauf hin, dass der deutsche Industriestrompreis schon länger nicht mehr wettbewerbsfähig sei. Darum sei die Politik gefordert schnell zu handeln. Giesler: „Der hohe Strompreis gefährdet Industriearbeitsplätze in Deutschland. Besonders in energieintensiven Bereichen wie der Stahl- oder Aluminiumindustrie. Zudem gefährdet er die Transformation zu einer klimaneutralen Produktion. Darum fordert die IG Metall die Einführung eines Industriestrompreises für die energieintensive Industrie noch im Jahr 2023.“
Zudem müsse die Transformation mit einer aktiven Arbeitsmarkt- und Qualifizierungspolitik unterstützt werden. In regionalen Weiterbildungsverbünden müssten Angebote für die Belegschaften von heute gemacht werden, die sie in die Jobs von morgen begleiten.
Mit Blick auf die tarifpolitische Gestaltung der Transformation sagte Giesler: „Wir brauchen in der Stahlindustrie eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit. Aufgrund der ökologischen Transformation der Stahlindustrie wird langfristig ein Beschäftigungsabbau in der Branche stattfinden. Wenn Stahl mit Wasserstoff produziert wird, braucht es beispielsweise keine Kokereien mehr. Die 4-Tage-Woche kann dann einen Beitrag dazu leisten, die Beschäftigungskapazität möglichst gesundheits- und familienförderlich zu verteilen, besondere Belastungen durch Schichtarbeit und überlange Arbeitszeiten abzubauen und damit Arbeitsplätze zu sichern.“