Tarifverhandlungen Metall- und Elektroindustrie NRW gestartet
Heute, am 12.09.2024 fand in Aachen die erste Tarifverhandlung für die rund 700.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen statt. Sie endete ohne ein Angebot der Arbeitgeber. Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer: „Ich erwarte von Metall NRW ein konstruktives Verhalten am Verhandlungstisch. Das Leben der Menschen ist gerade von vielen Unsicherheiten geprägt. Darum sind wir Sozialpartner in besonderer Verantwortung, den Beschäftigten schnell mit einer deutlichen Entgelterhöhung Sicherheit zu geben. Dafür braucht es zügig ein verhandlungsfähiges Angebot.“
Giesler betonte, dass eine deutliche Entgelterhöhung nicht nur den Beschäftigten Sicherheit gebe. Auch die Wirtschaft würde davon profitieren. Laut Herbstgutachten der Institute sei der private Konsum nach wie vor der wichtigste Wachstumstreiber für das Jahr 2025.
Bedenklich sei aber, dass die Konsumstimmung in Deutschland nach Monaten der Erholung im letzten Monat wieder einen deutlichen Rückschlag erlitten habe. So lag der GfK-Konsumklima-Index im August 2024 noch bei einem Indexwert von -18,6 Punkten. Für September 2024 prognostiziere die GfK aber für das Konsumklima einen Wert von -22 Punkten und somit eine Verschlechterung bei der Stimmung der Konsumentinnen und Konsumenten. „Für Konsum brauchen die Menschen Planbarkeit und weniger Verunsicherung. Hier ist gemeinsames Handeln der Sozialpartner gefordert. Ansonsten kann es das schnell gewesen sein, mit dem Konsum als stärkstem Wachstumstreiber“, so Giesler.
In diesem Zusammenhang zeigte sich der Gewerkschafter verärgert, dass viele Arbeitgebervertreter gerade alles schwarzmalen: „Ja, wir befinden uns nicht in einer wirtschaftlichen Boomphase. Aber wir sind weit weg von der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Durch diese Schwarzmalerei sägt man an dem Ast, auf dem man sitzt. Das verunsichert Konsumenten und Unternehmen und führt bestimmt nicht dazu, dass es besser wird.“
Giesler verwies in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes, das sich seit der Erholung nach der Corona-Krise in einer stabilen Seitwärtsbewegung befinde. Zudem befänden sich die Umsätze der Metall- und Elektroindustrie nach wie vor deutlich über dem Vorkrisenniveau. Erfreulich sei auch, dass die Auftragseingänge laut statistischem Bundesamt im Juni und im Juli 2024 wieder kräftig angestiegen seien und die Gesamtentwicklung stabilisierten.
Zur Forderung nach einer deutlich überproportionalen Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro sagte Giesler: „Bei der Ausbildungsvergütung bewegt sich die Metall- und Elektroindustrie nur noch im Mittelfeld. Andere Branchen, wie zum Beispiel die chemische Industrie, das Bauhauptgewerbe, das Versicherungsgewerbe oder die Pflege, zahlen da teilweise deutlich mehr. Das ist angesichts des Kampfes um Fachkräfte kein gutes Werbeargument für die Metall- und Elektroindustrie. Darum braucht es die 170 Euro mehr. Sie braucht es aber vor allem, weil gerade die Auszubildenden auch heute noch unter den hohen Preisen leiden.“
Die IG Metall fordert in dieser Tarifrunde eine Erhöhung der Monatsentgelte um 7 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem sollen die Ausbildungsvergütungen um 170 Euro überproportional ansteigen.
Besondere Berücksichtigung im Tarifergebnis sollen die unteren Einkommensgruppen finden, indem sie mit einer sozialen Komponente bessergestellt werden. Darüber hinaus soll, bei geschlossenen Manteltarifverträgen, über eine Verbesserung und Weiterentwicklung der Anspruchsmöglichkeiten für die tarifliche Freistellungszeit gesprochen werden, zum Beispiel bei der Ungleichbehandlung von Teilzeitkräften.