Düsseldorf, 24.01.2024
Die IG Metall hat gestern in der ersten Verhandlung in der Tarifrunde für das Sanitär-, Heizungs- und Klima-Handwerk NRW ihre Forderung von 8,5 Prozent begründet. So sei zum einen die wirtschaftliche Situation in vielen Betrieben sehr gut. Gerade zu Beginn des Jahres 2023 habe die Branche einen extremen Boom erlebt, die Nachfrage nach Brennwertanlagen und Wärmepumpen war deutlich erhöht. Die Nachfrage sei zwar etwas rückläufig, aber dennoch berichten die Beschäftigten von weiter vollen Auftragsbüchern und Terminkalendern. Zum anderen liege der letzte Tarifabschluss im Februar 2022. „Anders als in anderen Branchen haben die Beschäftigten im SHK-Handwerk noch keinen Ausgleich für die extrem gestiegenen Lebenshaltungskosten nach Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine erhalten. Was andere Branchen vorgelegt haben, muss jetzt im SHK-Handwerk nachgeholt werden“, so Patrick Loos, Verhandlungsführer der IG Metall NRW.
Besonders wichtig sei auch, dass die Auszubildenden eine deutliche Erhöhung ihrer Vergütung erhalten, so der Gewerkschafter. Loos: „In NRW gibt es nur 35 Branchen, in denen die Ausbildungsvergütung niedriger ist als im SHK-Handwerk. In 100 Branchen wird mehr gezahlt. Die Branche leistet einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Klimawandels und braucht dringend Fachkräfte. Auszubildende müssen daher deutlich besser bezahlt werden. Darum fordern wir eine Angleichung an die Auszubildendenvergütung im Schlosserhandwerk, die zwischen 165 und 195 Euro höher liegt.“
Die Arbeitgeber haben in der Verhandlung ein Angebot vorgelegt. Demnach sollen die Entgelte um 4 Prozent mehr Geld für 12 Monate steigen. Zudem können sie sich eine Inflationsausgleichsprämie von 800 Euro vorstellen, Auszubildende sollen 200 Euro bekommen. Die Ausbildungsvergütung soll um 40 Euro im Monat steigen. Die weiteren Forderungen der IG Metall NRW – die Streichung des ersten Berufsjahres für Gesellen und ein Tarifvertrag, der die Rente stärkt – will die Arbeitgeberseite nicht verhandeln.
Die IG Metall bewertet dieses Angebot als völlig unzureichend. Loos: „Die Prozente für die Tabelle sind zu gering und die Inflationsausgleichsprämie ist viel zu niedrig – insbesondere bei den Auszubildenden. Die Beschäftigten haben in den letzten 2 Jahren unter der extremen Inflation gelitten. Die Arbeitgeber müssen sich ihrer sozialen Verantwortung stellen und für deutliche Entlastung im Geldbeutel sorgen. Darum erwarten wir ein deutlich besseres Angebot in der nächsten Verhandlung.“ Der Verhandlungsführer der IG Metall kritisierte auch, dass sich die Arbeitgeber bei den qualitativen Themen völlig verweigern. Die Branche braucht dringend Fachkräfte und muss attraktiver werden. Darum müssen sich die Arbeitgeber den qualitativen Themen öffnen. Loos: „Mit einem Tarifvertrag zum Ausgleich von Rentenabschlägen könnten Beschäftigte früher und zu besseren Bedingungen in Rente gehen. Und auch das erste Berufsjahr als Geselle muss fair bezahlt werden. Hier besteht aktuelle eine Lücke von 3 Euro zum Eckentgelt. Darum fordern wir die Streichung des ersten Gesellenjahres.“
Hintergrund:
In NRW arbeiten rund 75.000 Beschäftigte im Sanitär-, Heizungs- und Klima-Handwerk. Die IG Metall fordert 8,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, eine Angleichung der Auszubildendenvergütung an das Niveau des Metallbauer- und Feinwerkmechanikerhandwerks NRW (Schlosserhandwerk), die Streichung des ersten Berufsjahres für Monteure, eine soziale Komponente in Form einer Inflationsausgleichsprämie sowie einen Tarifvertrag zum Ausgleich von Rentenabschlägen.
Die nächste Verhandlung findet am 30. Januar 2024 statt.