„Fookes Angriff auf die Betriebsräte ist ein Skandal“
Die IG Metall Bocholt hat den Inhaber der Maschinenfabrik Fooke aufgefordert, sein Kündigungsbegehren gegen den Betriebsratsvorsitzenden der Firma und dessen Stellvertreterin zurückzuziehen. Sie appelliert an Geschäftsführer Johannes Fooke, mit dem Betriebsrat vertrauensvoll zusammenzuarbeiten, wie es das Betriebsverfassungsgesetz verlange.
Unternehmer Johannes Fooke in Borken bei Bocholt weigert sich schon seit Jahren, mit dem Betriebsratsvorsitzenden Uwe Meyer und dessen Stellvertreterin Elisabeth Wolf persönlich zu sprechen. Damit hat er Vertreter beauftragt. Der Unternehmer wirft den beiden Betriebsräten vor, „ihr eigenes Ding“ zu drehen, statt die Interessen der 200 Beschäftigten zu vertreten; zudem suchten beide in der Auseinandersetzung mit der Geschäftsleitung stets „das Haar in der Suppe“.
Die Betriebsräte von Fooke empfanden die dauernden Vorwürfe gegen ihren Vorsitzenden und dessen Stellvertreterin als Angriff auf das gesamte Gremium. Sie stellten deshalb Anfang 2011 schriftlich klar, dass alle Entscheidungen, die Uwe Meyer und Elisabeth Wolf gegenüber der Geschäftsführung vertreten, von ihnen gemeinsam gefasst werden.
Daraufhin brach die Geschäftsleitung alle Gespräche mit der Interessenvertretung ab.
Ende März bot die Firma Uwe Meyer und Elisabeth Wolf eine sogenannte Mediation an, eine Schlichtung unter Vorsitz eines Arbeitsrichters. Die beiden und zwei weitere Betriebsratsmitglieder nahmen daran teil. Dem Betriebsratsvorsitzenden und seiner Stellvertreterin wurde ein Aufhebungsvertrag samt Abfindung angeboten. Sie lehnten ab. Als sie die Belegschaft über die Mediation informierten, setzte die Firmenleitung ihnen ein Ultimatum – sie sollten kurzfristig erklären, ob sie freiwillig gehen oder nicht. Wiederum lehnten beide ab.
Belegschaft stellt sich hinter den Betriebsrat
Anfang April schellte in der Verwaltungsstelle der IG Metall Bocholt das Telefon, die Gewerkschaftssekretärin Carmen Schwarz nahm das Gespräch an: „Ich stehe hier in der Montagehalle von Fooke“, sagte jemand am anderen Ende der Leitung, „bei mir sind zehn, 15 Kollegen. Wir wollen wissen, wie wir Uwe und Elisabeth helfen können!“ Metallerin Schwarz riet dringend von spontanen Streikaktionen ab, empfahl stattdessen eine Unterschriftenaktion zugunsten der attackierten Betriebsräte. Gesagt, getan: In nur einer Schicht erklärten sich über 100 Arbeitnehmer mit den Betroffenen solidarisch – sogar befristet Beschäftigte und Leiharbeiter!
Den Unternehmer Johannes Fooke beeindruckte das alles nicht. Er beantragte beim Betriebsrat die Zustimmung zur außerordentlichen und fristlosen Kündigung von Uwe Meyer und Elisabeth Wolf. Der Betriebsrat verweigerte die Zustimmung – einstimmig. Daraufhin beantragte Fooke beim Arbeitsgericht Bocholt die Kündigung von Meyer und Wolf. Im Mai fand ein Gütetermin statt – ohne Ergebnis. Der Arbeitsrichter ließ jedoch durchblicken, dass der Prozess am 28. Juli zugunsten der Betroffenen ausgehen könnte.
„Beide haben sich nichts zu Schulden kommen lassen“, sagt Gewerkschaftssekretärin Carmen Schwarz, „beide haben nur ihre Pflicht als Interessenvertreter der Belegschaft getan.“
Dem Chef der münsterländischen, gut 100 Jahre alten Traditionsfirma Fooke fällt es offenbar schwer, zu akzeptieren, dass seine Mitarbeiter nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte – Mitbestimmungsrechte – haben; er versucht, sich über das Gesetz zu stellen und klar zu machen, dass er alleiniger Herr im Hause ist. Er will ein Exempel statuieren.
IG Metall-Delegierte mit Fooke-Betriebsrat solidarisch
Am 14. Juni hat die Delegiertenversammlung der IG Metall Bocholt, das höchste Beschlussgremium der Gewerkschaft, einstimmig eine Resolution verabschiedet mit der Überschrift „Der Angriff auf die Betriebsräte bei der Firma Fooke ist ein Skandal!“ Die knapp 80 Delegierten, überwiegend Betriebsräte aus Bocholt und Umgebung, erklärten sich bereit, „alles zu unternehmen, um diesen Angriff abzuwehren“. Denn er bedeute „im Prinzip einen Angriff gegen jeden, der sich im Rahmen einer demokratischen Betriebsratswahl dazu bereit erklärt hat, die Interessen anderer Beschäftigter zu vertreten“.
„Wir wollen keinen Krieg“, sagte der Bocholter IG Metall-Bevollmächtigte Hans-Joachim Hebing in einem Pressegespräch, „wir wollen zurück zur konstruktiven Zusammenarbeit mit der Firmenleitung von Fooke.“ An die Adresse von Geschäftsführer Fooke gerichtet sagte Hebing: „Es ist total schwierig, Fehler einzugestehen – aber das wäre ein Zeichen menschlicher Größe.“