Oskar Negt: Stärkt die Urteilskraft der Menschen!
Aufgabe der politischen Bildungsarbeit ist die Urteilskraft der Menschen zu stärken. Das sagte der Sozialphilosoph Professor Oskar Negt, 77, auf der Bildungskonferenz der IG Metall NRW im Bildungszentrum Sprockhövel. An der Veranstaltung vom 12. bis 14. Januar nahmen 130 haupt- und ehrenamtliche Funktionäre teil.
Die Gewerkschafter erörterten mit Oskar Negt, der mit der Gewerkschaftsbewegung eng verbunden ist, die Frage, was Menschen heute angesichts der vielfältigen Krisenentwicklungen wissen müssen, um sich orientieren zu können.
Für Negt brauchen die Menschen einen klaren Blick auf die ökonomischen, ökologischen und technologischen Verhältnisse. Die Aufgabe der politischen Bildungsarbeit sei es, die Urteilskraft der Menschen zu stärken. Wichtig seien Urteilsfähigkeit, eigene Standpunkte, ökonomische und ökologische Kompetenz, ein Gefühl für Gerechtigkeit und das Umgehenkönnen mit bedrohter und gebrochener Identität. Erinnerungs- und Utopiefähigkeit sind für Negt notwendige Fähigkeiten, um die betrieblichen und gesellschaftlichen Verhältnisse mitzugestalten.
Mit Bezirkssekretär Wolfgang Nettelstroth diskutierten die Referenten das bezirkliche Vorhaben "'Arbeit 2020' - wie wir zukünftig arbeiten wollen." Sichere Arbeitsplätze und faire Arbeitsbedingungen sind dabei das zentrale Ziel und sollen betrieblich, in den Seminaren und in der Öffentlichkeit zum Thema gemacht werden.
In Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmenden über aktuelle Seminarkonzepte und probierten neue Seminarmethoden aus. Die Bildungsarbeit für Ingenieurinnen und Ingenieure sowie technische Experten und Organizing sowie Beteiligungsprojekte im Betrieb waren weitere Themen.
Der Bochumer IG Metall-Chor "Chorrosion" präsentierte eine szenisch-musikalische Revue, in der die Lebenssituation von Illegalen, die Gründe ihrer Flucht und ihre Sehnsüchte veranschaulicht wurden.