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08/03/2013

Beschäftigte blockieren Werkstore

Mit allen Mitteln versuchen die Belegschaft von Linpac Allibert in Bad Salzuflen und die IG Metall Detmold, einen Sozialtarifvertrag durchzusetzen - mit Warnstreiks, tagelangen Betriebsversammlungen und Tor-Blockaden. Das Kunststoff-Werk gehört einer "Heuschrecke". Es soll geschlossen werden. 158 Beschäftigte sind betroffen.

Sie nennen ihr Werk liebevoll "Stucki". So steht's auf dem "Sarg", der vor dem Werkstor auf Holzpaletten ruht. Symbolisch haben sie "Stucki" bereits zu Grabe getragen, denn das Werk soll plattgemacht werden. Ziel der Belegschaft ist ein Sozialtarifvertrag. Er regelt dasselbe wie ein Interessenausgleich und Sozialplan. Für einen Sozialtarifvertrag kann jedoch gestreikt werden.

Als die IG Metall am 26. Februar zum Warnstreik aufrief, kündigte die Geschäftsführung sämtliche Betriebsvereinbarungen - rund 100. Daraufhin lud der Betriebsrat zu einer Betriebsversammlung ein, die sich über vier Tage hinzog. Am 5. März setzten die Beschäftigten ihren Warnstreik fort und blockierten die Tore, damit ihre Produkte - Transportbehälter für Lebensmittel - nicht abtransport werden konnten. Vorbeifahrende Autofahrer wurden gebeten, aus Solidarität zu hupen, was viele taten. Am Donnerstag und Freitag, 7. und 8. März, meldete sich ein Großteil der Belegschaft krank.

"Hier arbeitet niemand mehr"

Die Werkstore werden weiterhin bewacht. Die Polizei - von der Geschäftsleitung zu Hilfe gerufen - hatte keine Einwände: eine Blocklade gehöre zum Arbeitskampf. Daran beteiligten sich auch Angestellte und Sekretärinnen, berichtete der Detmolder IG Metall-Bevollmächtigte Reinhard Seiler: "Hier arbeitet niemand mehr."

Die Beschäftigten wollen sich nicht wie Müll entsorgen lassen, wie's auf einem ihrere Transparente steht. Gerüchte, der Betrieb werde geschlossen, kursierten seit Monaten. Doch im November 2012 versicherte die Geschäftsführung, der Betrieb in Lockhausen, einem Ortsteil von Bad Salzuflen, habe eine Zukunft. Eine Woche später, am 21. November, wurde die Schließung bekanntgegeben. Den Mitarbeitern wurden Ersatzarbeitsplätze im Schwesterwerk in Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern angeboten - 333 Kilometer von Bad Salzuflen entfernt.

Eine "Heuschrecke" frisst sich satt

Zum Hintergrund: Linpac Allibert ist im März 2012 vom Finanzinvestor One Equity Partners (OEP) übernommen worden. Dieser "Heuschrecke" gehörte damals schon Schoeller Arca Systems, ein Konkurrent von Linpac Allibert. Damit das Kartellamt dem Neuerwerb zustimmte, musste man sich von einem Teil des Unternehmens trennen - die Wahl fiel auf die Getränkekisten-Produktion in Lockhausen. Die IG Metall warnte damals, das sei "der Anfang vom Ende des Standorts".

Für Samstag, 9. März, laden Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall zum "Fest der Solidarität" ein. Es findet vor dem Werkstor an der Schötmarscher Straße in Bad Salzuflen-Lockhausen statt, von 11 bis 17 Uhr.

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