Stahlarbeiter setzen Nadelstiche
260 Beschäftigtenvon Outokumpu im hessischen Dillenburg machten den Anfang: Sie legten heute von 13 bis 15 Uhr die Arbeit nieder. "Keine Anlage ist mehr in Betrieb", berichtete der Betriebsratsvorsitzende Ralf Heppenstiel. Weil das Werk voll ausgelastet sei, versetze schon ein Warnstreik dem Unternehmen "wirtschaftliche Nadelstiche".
Heppenstiel ist auch Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission. Er berichtete von der gestrigen dritten Tarifverhandlung in Düsseldorf, in der die Arbeitgeber wieder kein Angebot vorgelegt haben. Weder zur Forderung nach fünf Prozent mehr Geld noch zur geforderten Verlängerung der unbefristeten Übernahme der Ausgebildeten, zur Mitbestimmung in Sachen Werkverträge - und auch nicht zur Fortsetzung der
Altersteilzeit, dem heikelsten Thema dieser Tarifrunde.
"Wir wollen die Altersteilzeit an die neuen Regelungen der Rente ab 63 nach 45 Beitragsjahren anpassen," sagte Heppenstiel. Zurzeit endet das Altersteilzeitverhältnis dann, wenn eine abschlagsfreie Rente beantragt werden kann. Es tritt ein sogenannter Störfall ein, die Altersteilzeit wird rückabgewickelt. Das entspricht nicht der Lebensplanung. Heppenstiel: "Deshalb sollen die Kollegen so lange in Altersteilzeit bleiben, wie sie's mit dem Arbeitgeber vereinbart haben."
Stahlarbeiter sind wieder mal Wegbereiter
Andrea Theiß und Harald Serth von der IG Metall Herborn freuten sich nicht nur darüber, dass die Azubis "komplett" am Warnstreik teilnahmen, sondern auch, "dass Dillenburg, einer der kleinsten Standorte in der nordwestdeutschen Stahlindustrie, in dieser Tarifrunde den Anfang macht". Beide wiesen auf die "Signalwirkung" hin, die dem Ergebnis der Stahltarifrunde wieder einmal zukommt: "Die Verlängerung der Altersteilzeit und die faire Gestaltung von Werkverträgen sind auch Themen der Metalltarifrunde 2015."