IG Metall fordert Kapitalrückführung
Gute Chancen für die dauerhafte Sicherung der Arbeitsplätze von 3500 Beschäftigten an den deutschen Standorten des Automobilzulieferers Honsel sieht die IG Metall.
Mit den Druck- und Kokillengußprodukten ist die Leichtmetallgießerei unbestritten europaweit in einer führenden Position. Technologisch wie betriebswirtschaftlich gibt es auch für die 2100 Beschäftigten im sauerländischen Meschede damit entscheidende Voraussetzungen für eine sichere Zukunft der Arbeitsplätze. Dass die Beschäftigten von Honsel mit Sorgen um ihre Arbeitsplätze ins neue Jahr gestartet sind, müsste trotz Absatzkrise in der Automobil- und Zulieferbranche so nicht sein. Denn bei Honsel handelt es sich um einen durchweg gesunden Betrieb mit großen Zukunftsaussichten am europäischen und weltweiten Markt. Durch die nur minimal dem Unternehmen belassene Eigenkapitalbasis droht jedoch die derzeitige Absatzkrise in der Automobilindustrie zur ernsthaften Gefahr für die Arbeitsplätze und Standorte zu werden. Das bis 1999 erfolgreich in Familienbesitz geführte Unternehmen befindet sich seit 2004 bei einem verbliebenen Eigenkapital von unter fünf Prozent im Besitz der Finanzinvestorengruppe Rippelwood mit Niederlassung in Brüssel. Schon von 1999 bis Dezember 2004 wurde das Unternehmen vom amerikanischen Finanzinvestor Carlyle geführt, zum Ende mit erheblichen Kapitalentnahmen. Zuvor, noch 2002, war das Unternehmen völlig schuldenfrei. Rippelwood finanzierte als zweiter Finanzinvestor Ende 2004 den Unternehmenskauf mit dessen Verschuldung im Umfang von 400 Millionen Euro. Ohne bisherige Tilgung wird das Unternehmen seitdem mit bis zu zweistelligen Zinsraten für diesen auf über 490 Millionen Euro angewachsenen Schuldenberg belastet.
Wolfgang Werth, IG Metall-Bevollmächtigter in Arnsberg: "Dass bisher diese Kredite finanziert werden konnten, ist ein deutlicher Beleg für den hohen wirtschaftlichen Erfolg, den die Beschäftigten mit anerkannten Qualitätsprodukten erwirtschaftet haben."
Damit Honsel mit Standorten in Meschede, Nürnberg, Soest und Nuttlar sowie in Frankreich, Spanien, Mexiko und Brasilien auch künftig für gute Produkte und sichere Arbeitsplätze steht, fordert die IG Metall verantwortliches Handeln vom Finanzinvestor Rippelwood. Wolfgang Werth: "Von der Finanzinvestorengruppe Rippelwood erwarten wir, dass mindestens 150 Millionen Euro Eigenkapital ins Unternehmen zum Schuldenabbau sowie zur Finanzierung notwendiger Überbrückungen des derzeitigen Absatzrückgangs gesteckt werden. Nur mit einer umgehenden zusätzlichen Ablösung zumindest von Teilen der laufenden Kredite ist die erdrückende Last der Schuldzinsen zu mindern. Aus den guten Erträgen der Vergangenheit muss jetzt in der Absatzkrise auch der zukünftige Erfolg des Unternehmens und der Erhalt aller Arbeitsplätze finanziert werden. Darauf haben die Beschäftigten aller Standorte von Honsel einen berechtigten Anspruch."
Auch die Politik will die IG Metall mit in die Verantwortung für die Arbeitsplätze sowie den Erhalt der industriellen Strukturen in der Region und der Branche einbeziehen.
Oliver Burkhard, IG Metall-Bezirksleiter in NRW: "Jetzt muss die Politik beweisen, dass sie willens und in der Lage ist, aus der Finanzkrise die richtigen Lehren zu ziehen. Übersteigerte Renditeziele und Verwertungsinteressen von Finanzinvestoren dürfen nicht zum Aus für Arbeitsplätze, Standorte und industrielle Entwicklung führen. Wer als Finanzinvestor mit industriellen Strategien und mit Verantwortung für Menschen und Regionen kommt, ist weiter willkommen. Aber ohne einen klaren Schutzwall gegen unverantwortliche Kapitalentnahmen wird es nicht länger gehen. Das muss auch die Ausweitung von Mitbestimmungs- und Kontrollrechten für Betriebsräte bedeuten."
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Wolfgang Nettelstroth, Pressesprecher
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