In jedem zweiten Betrieb sind Jobs gefährdet
IG Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard hat die Automobilzulieferindustrie aufgefordert, mehr Geld in Forschung und Entwicklung zu investieren. "Weder die Märkte noch die Technologie warten auf NRW", sagte er vor den über 100 Teilnehmern der Autozulieferer-Konferenz der IG Metall NRW in Sprockhövel.
Dass es um die Branche nicht gut bestellt ist, offenbart eine repräsentative Umfrage der IG Metall NRW, an der sich im Mai dieses Jahres Betriebsräte aus 47 Unternehmen beteiligt haben. Danach erwirtschaftet knapp die Hälfte der Betriebe keine oder nur geringe Erträge. In jedem dritten Betrieb fehlt Kapital, um Branchentrends folgen zu können. In über 40 Prozent der Betriebe sind 2009/2010 Stammarbeitsplätze abgebaut worden, in fast jedem zweiten Unternehmen sind Stammarbeitsplätze gefährdet.
Die Referenten der Konferenz betonten jedoch mehr die Chancen der Automobilzuliefer-Industrie, die vor allem das Auto der Zukunft - das Elektroauto - bietet. An dessen Entwicklung seien bundesweit 100 Initiativen beteiligt, sagte Bastian Franzkoch von der RWTH Aachen. Im Jahr 2020 könnten knapp zehn Prozent aller Kleinwagen Elektroautos sein. Franzkoch ermunterte alle Betriebsräte, die an der Entwicklung des Elektroautos interessiert sind, mit dem Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen Kontakt aufzunehmen.
Denselben Ton schlug Torsten Sundmacher vom Dortmunder Beratungsunternehmen Sustain Consult an. Er warnte davor, dass die Automobilzuliefer-Industrie "aus der Krise in die Krise" geraten könnte, wenn sie Zukunftstrends verschlafe. Es gebe zwar noch keinen spürbaren Anpassungsdruck, sagte Sundmacher, aber "jetzt werden die Weichen gestellt".
Der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Bosch, Alfred Löckle, appellierte an die Betriebsräte, ihren Geschäftsführungen Fragen zur Zukunft ihrer Unternehmen zu stellen. "Arbeitnehmervertreter müssen sich einmischen, an Strategie-Diskussionen teilnehmen und herausbekommen, wo ihr Unternehmen in 15 bis Jahren stehen soll", sagte Löckle. Sonst finde der Strukturwandel nicht mit, sondern gegen die Beschäftigten statt.