Kerngesundes Unternehmen wird plattgemacht
Die Sozialplan-Verhandlungen für die 120 Beschäftigten von Warstein Achsen in Büren bei Paderborn sind gescheitert. Am 1. Juni tagt die Einigungsstelle. Die Firma wird zum 31. Dezember 2010 geschlossen, so die Muttergesellschaft BPW Bergische Achsen in Wiehl bei Gummersbach.
Zwingende wirtschaftliche Gründe für die Schließung des Standorts gibt es offenbar nicht: "Hier soll ein kerngesundes Unternehmen geschlossen werden", sagt der Paderborner IG Metall-Bevollmächtigte Carmelo Zanghi. Das Unternehmen begründet seine Schließungspläne mit Überkapazitäten auf dem Lastwagenmarkt. Die bestreitet der Betriebsrat von Warstein Achsen auch nicht: Doch die Überkapazitäten kämen in Wiehl zum Tragen, dort werde kurzgearbeitet. In Büren gebe es einen Auftragsstau; um Rückstände abzuarbeiten sei für den 4. Juni sogar eine Urlaubssperre angeordnet worden.
Die Bürener Achsen-Produktion soll an den BPW-Stammsitz Wiehl und nach Ungarn verlagert werden. Um den heimlichen Abtransport der Produktionsanlagen zu verhindern, halten die Beschäftigten seit Christi Himmelfahrt, 13. Mai, Mahnwache. Auch über Pfingsten wurde die Firma bewacht.
Die Firmenleitung ist nicht einmal darum bemüht, Verständnis für ihr Vorhaben zu wecken: Es gibt keine aussagekräftige Wirtschaftlichkeitsberechnung. In den Sozialplan-Verhandlungen lagen die Betriebsparteien zuletzt weit auseinander. Die Geschäftsführung bietet eine Abfindung von nur 0,7 Monatseinkommen pro Beschäftigungsjahr an. Die Arbeitnehmervertretung fordert das Dreifache - 2,25 Monatseinkommen pro Beschäftigungsjahr. Jetzt soll's die Einigungsstelle richten; den Vorsitz hat Burghard Kreft, Richter am Bundesarbeitsgericht (BAG) in Erfurt. Kreft ist Vorsitzender des 2. Senats des BAG, der für Kündigungen sowie Abfindungs- und Weiterbeschäftigungsansprüche zuständig ist.