Warnstreik: 2600 Stahlarbeiter legten heute die Arbeit nieder
2600 Stahlarbeiter aus neun Betrieben haben sich heute an den Warnstreiks in der nordwestdeutschen Stahlindustrie beteiligt. Überall stand die Produktion bis zu zwei Stunden: in Georgsmarienhütte bei Osnabrück, in Krefeld, Witten, Siegen-Geisweid, Düsseldorf-Benrath und Dortmund.
Je drei Fotos aus Georgsmarienhütte, Krefeld, Witten, Siegen, Düsseldorf und Dortmund (von Soldanski, Range, Müller, Schaumann und Hüsson)
Den Auftakt gab es um 8.30 Uhr im niedersächsischen Georgsmarienhütte. 500 Beschäftigte versammelten sich zu einer Kundgebung mit anschließendem Warnstreikfrühstück. Die gesamte Frühschicht, viele Angestellten und alle Auszubildenden beteiligten sich. Der Osnabrücker IG Metall-Bevollmächtigte Hartmut Riemann sagte zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stahlindustrie: "Obwohl wir aktuell eine Abschwächung spüren, wird 2011 mehr Stahl produziert als 2010, und auch für 2012 wird Wachstum erwartet."
In Krefeld ruhte die Arbeit ab 9.00 Uhr für zwei Stunden. Zur Kundgebung unter strahlend blauem Himmel kamen 500 Beschäftigten von Thyssen-Krupp Nirosta, den Deutschen Edelstahlwerken sowie Schmolz und Bickenbach. Der Krefelder IG Metall-Bevollmächtigte Ralf Claessen sagte: "Sieben Prozent Plus für die Beschäftigten sind gerecht und von den Unternehmen finanzierbar."
In Witten kamen 600 Beschäftigte zur Kundgebung vor das Werkstor der Deutschen Edelstahlwerke. Auch hier ruhte die Produktion vollständig. In Siegen-Geisweid beteiligten sich 300 Beschäftigte der Deutschen Edelstahlwerke Südwestfalen an dem Warnstreik und der Kundgebung vor dem Werkstor.
In Düsseldorf-Benrath legten ab 12.45 Uhr etwa 200 Stahlarbeiter von Thyssen-Krupp Nirosta die Arbeit im Werk nieder. Sie beteiligten sich an der Kundgebung vor dem Werkstor. Nihat Öztürk, der IG Metall-Bevollmächtigte von Düsseldorf-Neuss, sagte: "Wir orientieren uns nixcht an den Kapriolen des Euro, sondern an realpolitischen Fakten. Und die lauten: Die Stahlerzeugung in Deutschland wird aller Voraussicht nach weiter steigen." Die Stahlbeschäftigten hätten "einen guten Job gemacht", sagte Öztürk. "Ihr habt weder die Bankenkrise noch die Staatsschuldenkrise zu verantworten. Ihr seid nicht Schuld an der Misere. Im Gegenteil: Während andere Geld und Zukunftsperspektiven vernichten, habt ihr dafür gesorgt, dass die allermeisten Stahlunternehmen nach der Krise wieder auf Kurs gekommen sind." Das sei ein simpler Tariftrick, sagte Öztürk: "Die Zukunft schwarz malen und das Portemonnaie zuhalten." Nein, "jetzt seid ihr dran!"
Die Beschäftigten sind die Dummen
In dieselbe Kerbe schlug der Sprecher der Vertrauensleute, Cemal Cetin: "Wenn es der Branche schlecht geht, sollen wir Zurückhaltung üben; aber wenn es ihr gut geht, auch - sonst gehe es ihr morgen schlecht." In jedem Fall seien die Beschäftigten die Dummen - "und das kann nicht sein".
In Dortmund begann der Warnstreik vor den Toren der Westfalenhütte um 12 Uhr. 500 Beschäftigte von Thyssen-Krupp Steel Europe und HSP Hoesch Spundwand und Profil protestierten lautstark für mehr Geld, die Übernahme auf Dauer und bessere Altersteilzeit.
Thomas Hay, Bezirkssekretär der IG Metall NRW, sagte: "In der Übernahmefrage gibt es kein Zurück. Es ist nicht weiter hinnehmbar, dass es die Zusage für einen Arbeitsplatz auf Dauer nur für zehn Prozent der Auszubildenden aller Metall-Branchen gibt. Wir wollen das Gegenteil: Die Übernahme auf Dauer muss zur Regel werden. Das ist gut für die Zukunft der jungen Generation und gut für die Zukunft unserer Industrie."
Auch am Donnerstag, den 10. November und in der kommenden Woche werden die Warnstreiks fortgesetzt.