IG Metall-Mitglieder im Werk Bochum haben das letzte Wort
Die IG Metall-Bezirksleitung NRW unterschreibt das mit der Adam Opel AG erzielte Verhandlungsergebnis über die Zukunft der Arbeitsplätze nur, wenn die Mitglieder im Opel-Werk Bochum dem Vertragswerk zustimmen. Das stellte Gewerkschaftssprecher Wolfgang Nettelstroth heute klar. Eine Abstimmungsempfehlung gab er nicht.
IG Metall-Sprecher Nettelstroth sagte zum "Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung und Sanierung" nur so viel: "Wir wollten mehr. Mehr ging nicht. Unsere Mitglieder müssen nun entscheiden." Sie müssten jetzt "sehr genau die Vor- und Nachteile bewerten". Nettelstroth verwies darauf, dass Opel sich jetzt verpflichtet habe, mehr für die Beschäftigung in Bochum zu tun als in allen bisher bestehenden Verträgen.
Ohne Verhandlungsergebnis droht Opel am Standort Bochum:
- die Fahrzeugproduktion bereits zum 1. Januar 2015 einzustellen. Rechtlich wäre das möglich.
- die Komponentenproduktion am Standort Bochum einzustellen und keine Konversionsarbeitsplätze zu schaffen.
- sich auf die Verhandlung mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und Sozialplan zum Abbau aller Arbeitsplätze zu beschränken.
- den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen nach 2015 nicht zu verlängern, die Getriebeproduktion auslaufen zu lassen, Alternativarbeitsplätze und Transfergesellschaft zu verweigern.
Bei Zustimmung zum Verhandlungsergebnis würde für Bochum erreicht:
- der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen: Sofern mindestens 600 Beschäftigte über Abfindungen ausscheiden, werden Beschäftigte ihren Arbeitsplatz bis 2016 nur dann verlieren, wenn sie einen zumutbaren Alternativarbeitsplatz angeboten bekommen und abgelehnt haben.
- die Produktion des Zafira mindestens bis Dezember 2016.
- Alternativarbeitsplätze: Opel wird mit dem Tarifvertrag verpflichtet, abgesehen von den 600 Arbeitsplätzen, die abgebaut werden, allen weiteren Beschäftigen Alternativen in der Region und zu tariflichen Bedingungen zu organisieren, mit einer gesicherten Perspektive bis Ende 2018.
- eine maximal zweijährige Transfergesellschaft: Damit niemand vor Ende 2018 auf Arbeitslosengeld angewiesen ist. Je weniger Job-Alternativen Opel bis 2016 anbietet, desto teurer wird die Transfergesellschaft.
- neue Arbeitsplätze: Das Auslaufen der Fahrzeugproduktion wird mit dem Aufbau von Konversionsarbeitsplätzen und zusätzlichen Arbeitsplätzen teilweise ausgeglichen (siehe Grafiken in "Fragen und Antworten").
- Abfindungen: Bei freiwilligem Ausscheiden gibt es höhere Abfindungen als bisher. Die Einzelheiten sind im Interessenausgleich und Sozialplan zu regeln.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) haben die IG Metall-Mitglieder an den drei Opel-Standorten Rüsselsheim, Kaiserslautern und Dudenhofen dem Tarifvertrag zugestimmt. Sie hätten damit akzeptiert, dass Tariferhöhungen weiter gestunden werden; im Gegenzug habe Opel den Kündigungsschutz um zwei Jahre bis Ende 2016 verlängert. Ein Nein der Bochumer Opelaner hätte darauf keine Auswirkungen. IG Metall-Sprecher Nettelstroth: "Das Verhandlungsergebnis kann auch für einzelne Standorte widerrufen werden."