Mehrwert Mitgestaltung - Chancen für gute Arbeit im digitalen Wandel
Bisherige Automatisierungswellen haben weitestgehend technisch vorgegeben, wie Arbeit gestaltet wird. Die Digitalisierung industrieller Arbeit eröffnet demgegenüber deutlich andere Möglichkeiten. Digital heißt im hohen Maße gestaltungsoffen. Ein digitales Assistenzsystem kann unterstützen oder steuern. Eine Datenbrille kann beim Lernen helfen oder der Überwachung dienen.
Diese grundsätzliche Gestaltungsoffenheit der Digitalisierung machen sich derzeit Betriebsräte und IG Metall in zahlreichen Betrieben im Dialog mit den Geschäftsführungen, den Technikentwicklern und Wissenschaftlern zur Aufgabe und zunutze.
Praktische Erfahrungen aus der Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken standen heute im Zentrum des Besuchs von Christiane Benner, zweite Vorsitzende der IG Metall, bei Diebold Nixdorf Systems und it’s OWL (Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe) in Paderborn. Ihr Fazit: „Das was hier in der Region gezeigt wird, hat Vorbildcharakter für Deutschland. Wissenschaft, Arbeitgeber und Betriebsräte gestalten zusammen die Digitalisierung. Es ist gut, dass die Landesregierung das Projekt fördert. So können wir die Folgen besser einschätzen und Chancen nutzen.“
Das Ende 2017 abgeschlossene Projekt „it´s OWL Arbeit 4.0“ hat in der Zusammenarbeit von fünf Betrieben, den drei Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe, der IG Metall und dem Fraunhofer Institut IEM in Paderborn gezeigt, dass im Dialog aller Beteiligten, die vielfach besseren Lösungen für eine Arbeit der Zukunft zu finden sind.
Ute Herkströter, IG Metall Bielefeld: „Die Vorreiterrolle, die von den direkt beteiligten Geschäftsführungen, Betriebsräten und Beschäftigten übernommen wurde, wird zunehmend zum Impuls für andere Betriebe, denn Mitgestaltung schafft Mehrwert für beide Seiten.“
Die Praxis hat gezeigt: Als hilfreiches Einstiegsinstrument dient die „Betriebslandkarte Arbeit und Industrie 4.0“. Digitale Entwicklungen im Betrieb, deren Chancen und Risiken für die Beschäftigten in der Fertigung und der Verwaltung, lassen sich mit dem Instrument zutreffend einordnen. Es hat sich vielfach bewährt, gemeinsam als Betriebsrat und Arbeitgeber damit ein klares Bild vom Stand digitaler Entwicklungen und zukünftigen Gestaltungsanforderungen zu erarbeiten und die Beschäftigten daran zu beteiligen.
Im Betrieb Diebold Nixdorf Systems und im gesamten Projekt „it´s OWL Arbeit 4.0“ war es darüber hinaus das Ziel, konkretere und zukunftsweisende Schritte der Digitalisierung zu erproben. Assistenzsysteme, Datenbrillen, Qualifizierungsanforderungen und neue, digital unterstützte Fertigungssysteme rückten in unterschiedlichen Gestaltungsvarianten ins Zentrum.
Unter Mitwirkung des Betriebsrats und der Beschäftigten bei Diebold Nixdorf Systems wurden so Lösungen entwickelt, die für die Beschäftigten in den Punkten Ergonomie und Wertigkeit ihrer Arbeit einen Mehrwert geschaffen haben. Andererseits wurden Fehler in der Montage durch Echtzeitanalysen vermeidbarer.
Mit der Digitalisierung ist ein neuer Weg zu beschreiten, auf dem die Menschen nicht nur den technischen Vorgaben folgen, sondern Technik und IT dienlicher und nützlicher von ihnen mitgestaltet wird.
Wolfgang Nettelstroth, IG Metall Bezirk NRW: „Heute geht es um die Gleichwertigkeit von Mensch, Organisation und Technik. Von Beginn an mitzugestalten macht die industrielle Arbeit am Standort zukunftsfähig. Eine Technik, an die sich Menschen und Organisationen nur anzupassen haben, entspricht den heutigen Herausforderungen und Möglichkeiten nicht mehr.“
Deshalb werden ab Ende 2018 in einem weiteren, aus Landesmitteln geförderten „Arbeit 4.0 Projekt“ durch it’s OWL, die sechs IG Metall-Geschäftsstellen in Ostwestfalen-Lippe, die Hochschulen in OWL und sieben Betriebe neue Lösungen für die digitale Arbeitswelt angepackt.
Das Projekt wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.